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Es war ein langer Marsch durch die Wüste gewesen. Lang und monoton, und doch so abwechslungsreich. Gähnende Leere schien sich rechts und links der Truppe zu erstrecken. Wohin man auch blickte, nur Sand und Sandberge. Hin- und wieder ein vereinsamter Kaktus. Sie hatten sich dick eingepackt, was Fasif zu Beginn seiner Reise irritiert hatte, da er geglaubt hatte, die Wüste sei ein einziges Feuer unter der harten Sonne. Er hatte nicht mit der dramatischen Abkühlung in der Nacht gerechnet. Die Erde unter ihnen vermochte nachts, um das doppelte abzukühlen. Tagsüber schützte die lange Kleidung sie vor gelegentlichen Sandstürmen, ebenso wie ein Mundschutz, den die gesamte Reisegruppe um Mund und Nase trug. Schon nach einem Tag jedoch spürte Fasif Sand zwischen seinen Zähnen, in seinen Ohren und sogar zwischen seinen Fußzehen. Er und sein Leibwächter Bouhr folgten Artuk, einem Mann, der die Wüste und deren Oasen kannte, wie Fasif die Bücherei seines Verwandten Tarun, von dem er sich schweren Herzens hatte verabschieden müssen, um nach Hause zurückzukehren. Falls er das alte Königreich seines Vaters noch sein Zuhause nennen durfte. Er seufzte. Nun standen sie endlich vor den lang ersehnten Stadtmauern jener Stadt, an die sich Fasif nur schemenhaft erinnerte.

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Die Bewohner der Stadt verhielten sich komisch. Ziduin erklärte Fasif das es bisher nur einen geringen Widerstand gab. Der Tod seines Vaters und die damit verbundene Machtübernahme durch das Regime lagen erst wenige Wochen zurück. Noch hofften die Menschen, das sie persönlich nicht betroffen sein würden. Das war immer so, erzählte er weiter. Es konnten Monate dauern, bis die Menschen begriffen, dass sich durch den politischen Machtwechsel ihr ganzes Leben verändern würde. Selten zum Guten. Einige Männer schienen den alten Grafen wieder zuerkennen und schnell flüsterte man um sie herum, das der König erschienen war.
Der König. Das war noch zu hoch gegriffen, aber im Prinzip hatten sie Recht. Fasif war der König. Bouhr drängte die anderen beiden zur Eile. Er wollte nicht warten, bis die Gerüchte um die Neuankömmlinge die Soldaten erreicht hatten und diese sich auf die Suche nach ihnen machten.
Plötzlich kam aus dem Nichts eine junge Frau angesprungen. Bouhr war zu langsam gewesen. Die Frau hatte Fasif ihren Arm um den Hals gelegt und hielt ihm mit der anderen Hand ein kleines Gürtelmesser an die Kehle.
"Seit ihr es etwa wirklich mein König?" Fasifs Augen weiteten sich. Er kannte ihre Stimme. "Dina?" Sie ließ ihn los und als er sich zu ihr umdrehte, umarmte sie ihn. "Ihr seit es wahrhaftig Mylord." Fasif betrachtete Dina. Sie trug die Kleider der Saarden. Die Saarden waren eine Art Orden. Auch bekannt unter Söldnerorden. Das rote Band auf ihren Schultern wies sie als Schattenläuferin aus. Eine verdeckte Mörderin. Eine Meuchlerin. Das Zeichen zweier sich kreuzender Pfeile auf ihrer Brust, bedeutete das sie Schützin war. So wie Fasif sie kannte, war sie Bogenschützin. Keiner war damals besser im Verstecken und Bogenschießen als Dina. Fasif hätte sich keinen besseren Beruf für seine beste Freundin vorstellen können.
"Kommt mit, wir werden euch helfen." Fasif war sofort einverstanden, Bouhr sah zuerst Ziduin an, doch als dieser nickte, folgte auch er der jungen Frau.

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" Du bist so lange fort gewesen.", sagte Dina, während die kleine Gruppe ihr folgte. Fasif war sich nicht sicher, ob in ihrer Stimme auch ein kleines bisschen Vorwurf mitschwang, oder ob es nur eine Feststellung war.
" Ich weiß. Ich musste viel lernen.", erwiderte er ruhig. Sie liefen durch enge Gassen und die Menschen beäugten sie neugierig. Fasif war klar, dass sie sich schnellstmöglich umziehen mussten, denn ihre Kleidung verriet, dass sie Neuankömmlinge aus der Wüste waren. Noch immer baumelte sein Mundschutz ihm um den Hals.
Sein Leibwächter Bouhr neben ihm hatte eine Grimasse geschnitten und Fasif wusste genau, was ihn wurmte. Wäre Dina keine Freundin gewesen, wäre Fasif, sein Schützling, nun tot.
Fasif legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter, aber Bouhr schenkte ihm nur ein müdes Lächeln.
Während Dina vorlief, fragte sich Fasif, wie viele Menschen sie wohl schon getötet hatte. Sicherlich wäre es hilfreich, wenn sie und ihre Meuchelmörder ihm helfen würden, aber Fasif wusste nicht, ob das wirklich die beste Möglichkeit war. Die Meuchelmörder hatten einen schlechten Ruf im Volk und die Menschen fürchteten sie...und Fasif wollte ganz gewiss nicht, dass die Menschen ihn fürchteten, wie sie die Tyrannen fürchteten. Wenn er jedoch einen Pakt mit Meuchelmördern abschloss, würde er sicher schnell in Ungnade verfallen. Er wusste nicht genau, was ihn veranlasst hatte Dina einfach so zu folgen, womöglich ihre alte Vertrautheit...oder Ziduin, der dem ganzen zugestimmt hatte.
Plötzlich blieb Dina vor ihnen stehen und drehte sich mit einem breiten Grinsen um: " Nun meine Herren, wir sind da."

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Fasif war so in Gedanken versunken gewesen, das er gar nicht darauf geachtet hatte, wo sie überhaupt hin gelaufen waren. Nicht das er sich nach all den Jahren noch an den gesamten Stadtplan erinnern konnte, aber gerade für eine schnelle Flucht, war es immer wichtig, genau zu wissen wo man war. Das hatte er jedenfalls gelernt und er hätte sich selbst eine Ohrfeige verpassen können, das er das nun vergessen hatte. Die vier standen vor einem allein stehenden Gebäude. Das alleine war schon mehr als außergewöhnlich in den Wüstenstädten dieser Region, aber dazu kamen noch andere Faktoren. Das Sandsteingebäude war in einem helleren Ton als die umliegenden Gebäude. Fasif schätzte, das man während eines Sandsturmes nicht würde ausmachen können. Außerdem hatte das Haus zwei kleine Türme auf dem Dach und war erheblich größer als seine Nachbargebäude. Vor dem Eingang saß ein alter Mann und trank gemütlich aus einer kleinen schwarzen Tasse, während er so tat, als würde er in einem Brief lesen. Doch diesmal passte Fasif auf, er enttarnte ihn in weniger als zwei Sekunden. Der Mann schielte immer wieder die Straße hinauf und unter seinem langen Gewand war eine Beule. Zweifelsohne ein Säbel. Er hatte viel von Tarun und Ziduin gelernt, doch er war noch immer zu langsam. Dina und Ziduin waren bereits fast im Haus und Bouhr wartete ungeduldig auf Fasif. Er sah zu das er sich beeilte und ging schnellen Schrittes auf den Eingang zu. Der alte Mann beachtete sie nicht weiter, doch Fasif wusste, das er sie innerhalb von wenigen Augenblicken niedermetzeln könnte. Selbst Bouhr hatte keine Chance gegen einen Meister der Saarden. Und ein Meister war dieser Mann definitiv. Als er das Haus betrat, entfuhr ihm nur ein lang gezogenes "Wow".
Damit hätte er niemals gerechnet.

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Die Decke des Hauses erstreckte sich weit über ihre Köpfe und der Boden war aus kaltem, aber schönem glänzenden Marmor. An den Wänden hingen kostbare Gemälde, der Raum war dekoriert mit Kostbarkeiten. Es wirkte fast gemütlich, läge nicht eine angespannte Atmosphäre in der Luft. Hinten im Raum führten mehrere Türen aus der pompös wirkenden Eingangshalle, in Nebenkammern oder breite Gänge. Fasif vermochte es nicht zu sagen. Mehrere Säule ragten in der Mitte des Saales hinauf, vor jeder stand eine Art Wachmann mit Säbel. Fasif wusste, dass sie beobachtet wurden, obwohl sie Niemand direkt ansah. Er spürte es. Genauso wie Bouhr, der näher an ihn heranrückte. Auf einmal fragte ich Fasif, ob es wirklich gut gewesen war, Dina einfach so zu folgen. Vielleicht hatte sie sich in den Jahren, in denen er fort war verändert. Doch ein unbestimmtes Gefühl in seinem Magen vertraute seiner Freundin. Außerdem wurde ihm klar, dass er Jemanden brauchte, der die Stadt kannte: jede Gasse, jeden Winkel. Die Saaren schienen sich bestens auszukennen und zusätzlich gaben sie sicherlich gute Leibwächter ab. Trotzdem war Fasif noch immer unschlüssig, ob es gut war, mit ihnen gesehen zu werden. Als Bouhr sich straffte, zuckte Fasif zusammen und folgte seinem Blick: Eine Gestalt kam langsam zwischen den Säulen auf sie zu.

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Ziduin blieb ruhig, er lächelte den Fremden sogar an, aber Bouhr war sichtlich nervös. Die ganze Zeit über, waren seine Hände in Reichweite seines Schwertes und seiner Wurfmesser. Das entging auch den Wachen nicht. Fasif zählte Zwölf. Auf jeder Seite reihten sich je ein Mann an die je sechs Säulen. Fasif zweifelte nicht daran, das sich noch mindestens zwei Bogenschützen im verborgenen hielten. Der Mann, der auf sie zukam, war komplett in schwarz gekleidet. Als er die Gruppe fast erreicht hatte, streifte er seine Kapuze ab. Er war nicht viel älter als Fasif. Er hatte langes blondes Haar und eine tätowierte Schlange neben seinem rechten Auge.
Dina verbeugte sich vor ihm und trat dann wie ein Geist in den Schatten einer der Säulen. Fasif guckte ungläubig, sie war verschwunden. Nein sie war da, keine drei Meter von ihm entfernt, er wusste es, aber man konnte sie nicht sehen. Die tiefe Stimme des anderen Mannes lenkte Fasifs Aufmerksamkeit wieder von der Säule ab. "Willkommen mein König.", sagte er ruhig und verbeugte sich tief. Er sah Ziduin an. "Graf, wir hatten uns schon gefragt, wann ihr endlich hier eintrefft." Die beiden umarmten einander. "Euer Verlust tut mir Leid Vidin. Euer Vater war ein guter Freund. Sein Tot hat uns alle schwer getroffen. Fasif? Darf ich dir Fürst Vidin von Yirs vorstellen?" Fasifs Augen waren noch größer. Von Yirs, er erinnerte sich an Vidins Vater, einen engen Vertrauten seines Vaters. Er war mit ihm zusammen ermordet worden, wenn das stimmte, was die Spione ihnen berichtet hatten. "Ich und meine Männer stehen weiterhin zur Krone, mein König." Er verbeugte sich noch einmal. "Lasst euch mich die wichtigsten Personen des Widerstandes vorstellen." Vidin drehte sich um und ging durch die größte Tür, gegenüber des Eingangs. Die drei marschierten ihm hinter her und auch Dina schloß sich ihnen wieder an. Als sie durch die Tür traten, befanden sie sich in einem großen, dunklen Raum. In der mitte war ein großer, runder Tisch aufgestellt. Es saßen vier Männer und zwei Frauen daran. Vier weitere Plätze waren frei. Über dem Tisch gab es eine Galerie, doch wenn sich dort Bogenschützen befanden, konnte Fasif sie nicht ausmachen. "MEine Freunde, der König von Kubina!"

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Unwillkürlich zuckte Fasif etwas zusammen, als Vidin ihn so vorstellte, schließlich hatte er sich bis jetzt eher bedeckt gehalten, doch er entspannte sich schnell wieder. Vidin von Yirs würde schon wissen, was richtig war.
" Willkommen Fasif, König von Kubina.", sagte einer der Männer und trat vor.
Die Männer und Frauen am Tisch taten es ihm nach und standen auf, traten an Fasif heran, um sich vor ihm zu verbeugen, die Frauen küssten sogar seine rauen Hände. Anschließend stellten sie sich hinter ihre Stühle, setzten sich jedoch nicht. Warteten sie auf ein Zeichen von Fasif? Unsicher sah er zu Ziduin herüber, der nur breit lächelte.
Vidin stellte nun auch die anderen ihrer Gruppe vor:
" Meine Damen und Herren, Graf Ziduin, den wir schon so lange erwartet haben."

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"Und das wird dann wohl der legendäre Bouhr sein." Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Nun war Fasif wieder etwas verwirrt. Legendär? Mehrere der Anwesenden lächelten. Fasif würde sich später darüber informieren müssen, wieso Bouhr legendär genannt wurde.
"Mein König, darf ich ihnen ihre Minister vorstellen?" Er zeigte auf den ältesten Mann am Tisch. Er sah ziemlich abgemagert aus, fand Fasif. Sein graues Haar und seine dunkle Haut standen in einem scharfen Kontrast zueinander. Er trug ein leichtes, Sand-grünes Gewand, wie es die einfachen Magier aus dem Süden trugen. Fasif hatte viele von ihnen bei Tarun gesehen. "Das ist Graf Raisha, Magier dritten Grades und Anführer der Südflussrebellen!", erklärte Vidin ihm. Fasif kannte die Südflussrebellen. Das Land wurde von zwei Flüssen durchlaufen, dem Nordfluss und dem Südfluss. Bei beiden hatten sich schon vor Jahren Rebellen angesiedelt. Sie waren mit Fsifs Vater immer Gut gestellt gewesen und wurden nun wahrscheinlich von den neuen Regimeführern bedrängt. Einen anderen Grund für ihre Anwesenheit, konnte er sich nicht erklären. Fasif nickte ihm zu. Graf Raisha setzte sich. Nun deutete Vidin auf die ältere der beiden Frauen. "Kirni Esam, Vorsitzende der einzelnen Stadtmilizen." Auch ihr nickte Fasif zu. Als nächstes kam ein Mann, der jünger war als Fasif und diesem sehr bekannt vorkam. "Fürst Chirka von Jalakka!" Fasif grinste. Chirka war, zu ihrer Kinderzeit, stehts Fasifs größter Konkurrent gewesen. Chirka erwiderte das Grinsen nicht. "Qira Devar!" Fasif sah die zweite Frau an, die ungefähr im gleichen Alter wie er sekbst war. "Fürstin von Flegum." Sie lächelte ihm zu. Flegum, der kleine Bruder und stärkster Verbündeter von Kubina. Die letzten beiden Männer waren die Brüder Pirk und Worran, Botschafter der Westländer.
Vidin deutete auf den Platz des Tisches, der genau der Tür gegenüber stand und Fasif setzte sich. Vidin und Ziduin setzten sich links und rechts von ihm hin. "Wem gehört der letzte Stuhl?", fragte Fasif in die Runde.
"Meiner Mutter, aber sie ist seit einer Woche verschollen.", antwortete ihm Dina, die noch immer im Schatten neben dem Eingang stand.
"Wir sollten uns schnell überlegen, wie wir nun vorgehen, mein König.", unterbrach Vidin das darauf folgende Schweigen schnell.

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Fasif zögerte. Er war so lange nicht in Kubina gewesen, dass er unsicher war, jetzt einen Vorschlag zu machen, deshalb wählte er eine vorsichtigere Taktik:
" Was schlagen die Anwesenden vor?"
" Sie sind sich noch sehr uneinig.", erwiderte Vidin ruhig, "Die Fürstin von Flegum beispielsweise schlägt einen offenen Krieg gegen Kubina vor, wobei die Rebellen und freiwillige aus dem Volk sich Flegum anschließen könnten..."
"...was jedoch sehr riskant wäre, da die Bewohner von Kubina Angst haben könnten, dass ihr kleiner Bruder sie überrennen wird und die Macht an sich reißen würde.", unterbrach Chirka rasch, " Und DAS wäre wiederrum wieder eine Stärkung des Regimes, wenn die Menschen Angst haben, verstecken sie sich immer hinter dem Regime."
Fasif nickte, doch Qira widersprach: "Aber wir sind immer Verbündete Kubinas gewesen, das Volk braucht uns nicht zu fürchten."
" Das Regime weiß, wie man Angst und Schrecken unter dem Volk verstreut.", murmelte einer der Brüder, Pirk.
Fasif nickte, dann wandte er sich an den Grafen Raisha: " Was schlagt ihr vor, Graf?"

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Raishas alte, sonnengegerbte Hände falteten sich mit einem Geräusch als würde knorrige Äste vom Wind gepeitscht werden. Trotz seinem fortgeschrittenen Alters funkelte eine unübersehbare Schläue in den smaragdgrünen Augen des Derwisches. Es stand außer Frage das diesem lauernden Blick nichts entging. Leise, gleich raschelndem Herbstlaut begann er zu sprechen. Seine Stimme war unendlich alt aber mit einem feundlichen Unterton, welchem man von seinem Grossvater erwarten würde.
>> Verehrte Anwesende, wie ihr alle wisst sind dies schwere Zeiten in denen schwere Entscheidungen getroffen werden. Natürlich sehnt sich mein altes Herz auch danach das Joch dieser elenden Unmenschen abzuwerfen, aber wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen, Schlüsse welche aus einem Geist voller Rachsucht und übertriebenen Heroismus geboren werden. << Sich kurz räuspernd hob er bittend eine Hand und Dina brachte ihm ohne Umschweife eine Porzellanschüssel mit Wasser. Dankend nahm er sie mit einem höflichen Nicken entgegen und befeuchtete seine Zunge. >> Etwas Wein hätte mehr Schwung in meine alten Knochen gebracht junge Meuchlerin.<< scherzte er, sich mit der Zunge über die spröden Lippen leckend. Dina verschwand, merklich errötet wieder in den Schatten. >> Was schlagt ihr dann vor alter Mann, was wäre besser als dieser frisch geschlüpften Giftnatter den Kopf noch in ihren Kindestagen abzuschlagen?<< warf Chikra mit einem spöttischen Unterton ein bevor der ehrwürdige Magus fortfahren, konnte. Fasif war kaum betroffen, über die schroffe Art des jungen Haudegens, war dieser doch schon in frühen Jahren für sein glühendes Heißblut, welches vielen Bewohnern der Wüste innwohnte bekannt. Raisha legte den Kopf zur Seite als hätte er den Satz des jungen Heisssporns akustisch nicht verstanden und setzte seelenruhig, als würde er ein Abendmärchen erzählen fort. >> DIe Völker des Südflusses, sind bekannt für die Loyalität zu unserem alten UND dem neuen König...<< deutete er mit offener Hand auf Fasif.>> Dies ist nicht die erste Revolution der ich beiwohne, wissen wir doch alle aus den Geschichtsbücher unserer Bibliothekare wie Fasifs Vater seinerzeit an die Macht kam.<< Nun war es Vidim der sich sich nicht zurückhalten konnte und es sprudelte aus ihm, wie aus einer frischen Quelle. >> Mithilfe des Ordens den mein Vater seinerzeit gegründet hatte, den Saarden!<< Mit vor Stolz geschwollener Brust richtete er sich im Stuhl auf und sah in die Runde. >> So ist es mein junger Freund, aber auch die Saarden hatten ihrer Zeit starke Verbündete.<< Sichtlich die Situation, der Spannung geniessend griff er langsam nach der Wasserschüssel um erneut seinen trockenen Mund zu befeuchten. Erwartungsvoll waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Eine weitere Sekunde die Aufmerksamkeit der anderen Ratsmitglieder geniessend, streckte er verschwörerisch den Kopf vor und flüsterte. >> Die Tschin-Na.<<

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Ein jeder im Raum hielt die Luft an. Eine solch unheilverkündende Stille hatte Fasif niemals zuvor erlebt. Die Tschin-Na. Fasif war sich sicher diesen Namen bereits mehrmals in der Vergangenheit gehört und gelesen zu haben, doch es fiel ihm nicht ein. Nun trat Bouhr vor, sein Leibwächter, der nach all den Jahren inzwischen mehr zu einem Freund geworden war, und über den er nur halb so viel zu wissen schien, wie er geglaubt hatte, der zurückhaltende und ruhige Bouhr. >Bei allem Respekt mein Herr.< Er sah Raisha scharf an. >Ihr wollt das Ungeheuer doch nicht wieder freilassen?< Alle, Fasif wahrscheinlich am meisten, waren schockiert. Nur Raisha selbst und Ziduin schienen eher amüsiert zu sein. Raisha sah Bouhr an und lächelte. >Ihr habt also einen effizienteren Weg, als den der Tschin-Na?< Nun guckte Bourh verlegen in die Runde. Doch das hielt nicht lange an. Schnell wich die Verlegenheit der Wut. >Vor all den Jahren hat mein Vater auf eurem Platz gesessen Mylord. Und er hat den gleichen Vorschlag gebracht, wie ihr Heute. Aber das wisst ihr natürlich. Und gerade weil ihr es wisst, kann ich bei allen Sandstürmen nicht fassen, das ihr wirklich glaubt die Tschin-Na würden sich geändert haben.<
Raisha lachte auf. Es war kein höhnisches Lachen, es war ein glückliches Lachen, als ob Bouhr nicht seine Erfahrung in Frage gestellt, sondern nur einen amüsanten Witz gemacht hätte. >Ich habe mit keinem Wort gesagt, die Tschin-Na hätten sich geändert.< Der Rebellengraf sah zu Ziduin an, dann Fasif und dann wieder zu Bouhr. >Inzwischen wissen wir, wie wir sie wieder fesseln können. Es sind viele Jahre vergangen, seit eures Kreuzzuges. Wir alle hier, wissen um euer Opfer und eure Taten. Aus diesem Grund würde ich euch dem König als Oberstern Kommandanten der Tschin-Na vorschlagen!< Wieder gab es in dem Raum nur Schweigen und Entsetzen. Fasif war das zu viel. Wie einen Hammer ließ er seine flache Hand auf den Tisch knallen. "Bevor wir auch nur noch ein Wort darauf verschwenden, wer was für wen wird, möchte ich wissen wer oder was die Tschin-Na sind!" Er sah Bouhr an. Alle sahen Bouhr an. Jeder, außer Fasif hätte diese Frage beantworten können, doch sie alle wussten, das Bouhr es am besten konnte. Bouhr holte tief Luft.

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>>Die Tschin-Na sind ein altes Volk von martialen Künstlern. Durch die eiserne Disziplin der Kampfkunst gekoppelt mit strenger Meditation und akribischer Wissensanreicherung arbeiteten sie sukzessiv auf die Erleuchtung hin. Die höchster ihrer Zunft, die Mar-Di jedoch stießen bei ihren Forschungen auch auf dunkle Schriften, welche ihre Verdammung besiegeln sollten.<< Raisha nickte lautlos und reichte Bouhr die Wasserschale, wusste er doch wie schnell einem der Mund fuselig wurde , erzählte man in Gesellschaft. Bouhr nahm sie aufrichtig dankend entgegen. Das der Derwisch Raisha sein Wasser mit ihm teilte, ließ ein stolzes Feuer in seiner Brust schwellen. >> Nun den , diese Schrift um die es sich im eigentlichen handelt war das Scha-Kra Nyx, eine mythische Aufzeichnung über die Beherrschung der Körper eigenen Energien mithilfe welcher der steile Weg zur Erleuchtung geebnet werden konnte. Sogleich machten sich die Tschin-Na mit zelotischem Eifer an die Ausübungen der dunklen Praktiken, todesbringende Praktiken, welche ihre zuvor reinen Geister mit finsteren Energien verseuchten. Dies aber diente nur einem verborgenen, weit grausameren Zweck, den die Tschin-Na jedoch bei ihren Studien übersehen, hatten.<< Bouhr hielt kurz inne, atmete tief ein und setzte unbeiirt fort. Keiner der Anwesenden wagte es sich zu Räuspern. Es war totenstill als seine Stimme wie ein prächtiges Schiff über den stummen Ozean der Zuhörenden fortfuhr. >> Den Gott R-rebus zu nähren und ihm zu einer Wiedergeburt aus den Schatten zu helfen in die er vor unendlicher langer Zeit verbannt wurde. Die Tschin-Na verfielen vollends den malignen Energien und R-rebus fuhr in sie, ihre Seelen verzehrend und ihr Volk an seiner statt in die Schatten zu verdrängen. Dort leben sie heute noch, halb Mensch, halb Äther verrückt von der Wut nach Rache , eine Armee aus Schatten welche nur darauf wartet erneut auf das Schlachtfeld geführt zu werden.<< schloss Bouhr mit, vor der Brust verschränkten Armen und einem Blick ins Leere.

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Fasif musste das erstmal verdauen. Er spürte, wie alle Blicke auf ihm ruhten, also räusperte er sich, um Zeit zu gewinnen, dann sprach er leise: " Und das Monster, von dem du sprachst, Bouhr...meinst du damit den Gott R-rebus, oder das Volk der Tschin-Na?"
" Ich weiß nicht", begann Bouhr, der Fasif plötzlich müde erschien, " Welches Monster das Schlimmere ist. Die wütenden, besessenen Tschin-Na, oder der Gott R-rebus, denn auch er ist zu einem Monster geworden. Ja, er ist wieder geboren worden, doch anders als in seinem vorigen Leben ist er diesmal an einen Körper geboten. Man sagt, jene, die den Körper erblicken, sollen nie mehr schlafen können, so scheußlich ist sein Anblick." Bouhr verstummte und Fasif hörte ihn atmen. Er schien aufgeregt.
" R-rebus können wir aber noch weniger um Hilfe bitten, als die Tschin-Na.", sagte Chirka bestimmt, er war der Erste der Anwesenden, der wieder sprach. Fasif wunderte es nicht. Seine Entschlossenheit loderte gerade so wie ein Feuer aus seinen Augen heraus.
Worran meldete sich zu Wort: " Einer müsste den Platz der Tschin-Na im Schatten einnehmen, wenn wir sie befreien wollen. Wie wollt ihr das anstellen?"
Als wieder Schweigen herrschte, fragte Fasif laut in die Runde: " Wann wurde dieser Vorschlag schon einmal gemacht? Bouhr, du sagtest von deinem Vater? Und wie ging es damals aus? Können wir uns der Tschin-Na bemächtigen, ohne selbst in den Schatten zu weichen?"

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>Damals wurde unsere Wüste, die uns allen hier so am Herzen liegt, von einem mächtigen Volk aus dem fernen Norden belagert. Wie Heute saßen die Führungsmitglieder,< er sah die beiden alten Magier an und nickte. >in eben diesem Raum. Damals waren die Tschin-Na noch eine unhaltbare Legende. Der Vorschlag meines Vaters stieß auf wenig Anerkennung.< Ziduin nickte.
>Aber die Soldaten hätten nicht mehr lange bestehen können, also zog mein Vater mit einigen Gefährten los. Weit im Süden, so fern, das man das Land vom höchsten Berg nicht sehen kann.< Fasif zog die Augenbrauen hoch. So geschwollen hatte Bouhr noch nie geredet.
>Die Suche dauerte Monate und die einfallenden Männer aus dem Norden rückten immer weiter vor. Mein Vater und seine Männer fanden dann ein Höhlensystem <

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Fasif beobachtete die Gesichter am Tisch, während Bouhr eine theatralische Pause einlegte. Der Zauberer Raisha rührte sie nicht, verzog keine Mine. Er wirkte weder angespannt, noch verängstigt. Ebenso wie Vidin, der bewegungslos an die Wand gelehnt da stand und Bouhr ansah. Chirka, sein Kindheitsrivale, hatte sich weit nach vorne gebeugt, wie als sauge er jedes einzelne Wort Bouhrs tief in sich ein. Die Brüder Pirk und Worran hatten sich weit zurückgelehnt, mit verschränkten Armen, so als wollten sie sich von der Diskussion zurückziehen, fern halten. Nichts damit zutun haben. Wie sie so dasaßen, nebeneinander, mit verschränkten Armen und steinernen Minen erinnerten sie Fasif wie zwei Statuen, die im Keller Taruns vor einer verbotenen Tür standen. Zwei große Statuen aus Marmor, die zwei grimmig dreinblickende Hünen darstellten, welche die Arme auf der Brust verschränkten, wie die Brüder.
Kirin Esam, die ältere der beiden Frauen saß mit gerunzelter Stirn und schmalen Lippen da und hörte zu. Sie hatte sich bis jetzt recht still verhalten, doch als Fasif sie so betrachtete vermutete er, dass mehr in ihr steckte. Stille Wasser sind tief...das hatte Tarun mal gesagt.
Qira schien interessiert. Hatte einen Ellebogen auf den Tisch gestützt und ihr Gesicht in ihre Hand gelegt und sah so zu Bouhr auf.
Dieser fuhr jetzt fort: " Dieses Höhlensystem führte sie tiefer in die Dunkelheit, bis zu einem dunklen Stein, auf dem stand: "

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"Wehe dem, der es wagt das Reich der Schatten zu betreten. Denn der Schatten verlangt nach dem Körper. Wenn der Körper jedoch verwehrt bleibt, der Geist doch bleibt im Schattreich. Auf immer, wartend auf den Nächsten Körper."
Eine geheimnisvolle Pause trat ein.

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>> Ein Opfer, eine Herausforderung, oder gar ein Aufstieg in das Halbgöttliche?<< platzte es aus Quira, sprudelnd wie eine junge Quelle. Bouhr setzte einen fragenden, oder eher bittenden Blick Richtung Raisha auf, welcher sich übertrieben räusperte. >> Naja...<< begann er.

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"Aufstieg ins Halbgöttliche?", wiederholte Kirni Esam entsetzt, "Hast du denn Nichts aus den Geschichten der Vergangenheit gelernt? Sich mit den Tschin-Nah einzulassen bringt nichts Gutes. Es wird alle ins Verderben stürzen."
"Es ist aber schon einmal getan worden- Bouhrs Vater...", widersprach Quira.
Kirni schüttelte den Kopf: "Sie sind rachsüchtige Monster, hast du nicht den eben erzählten Worten gelauscht?"
Bevor Quira antworten konnte, mischte sich jedoch Fasif ein: "Genug. Ich würde gerne die Geschichte weiter hören. Bouhr, was geschah mit deinem Vater und seinem Suchtrupp?"

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