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Yoshida Sawaemon Kanesada war Ronin. Ronin durch Ungnade. Dieses häßliche Wort würgte sich jeden Morgen, wie ein gefressiger Parasit durch seine Gedanken. Ungnade. In zweierlei Hinsicht. Zum Ersten weil er seinem Daimyo nicht ordnungsgemäß dienen, konnte und Zweitens weil er dem ihm nahegelegten Seppuku nicht folge geleistet hatte.
Als wären die schmerzverzehrten Gesichter der Todesangst, welche ihn jede Nacht verfolgten nicht schon Geißelung genug . Yoshida wünschte sich innigst zu sterben, den Tod zu umarmen wie eine lange vermisste Tochter.
Doch er fand nicht den Mut um sich selbst das Leben zu nehmen. Niedergeschlagen und mit einem Gefühl als hätte er die ganze Nacht dem Reiswein gefröhnt, entstieg der ehemalige Samurai seinen schmutzigen Bettlaken und quälte sich vor die Bambusholzhütte, um sich an dem moosbewachsenen Brunnen, den letzten Rest Schlaf aus dem Gesicht zu waschen.
Gläsernen Schrapnellen gleich, sprengten die Wassertropfen aus seinem Gesicht und Yoshida atmete die harzige Waldluft ein. Etwas war anders. In seinen besten Tagen hätten seine geschärften Schlachtensinne den Unterschied sofort bemerkt, doch zulange schon versuchte er seine Nichtsnutzigkeit und sein seelisches Leid mit der Wucht des Alkohols zu betäuben. Es herrschte eine unerträgliche Grabesstille rund um ihn. Die natürliche Geräusche des Waldes, das Wandern der Insekten, das Ziehen des Windes oder die wunderbaren Klänge der Vögel waren alle stumm.
Da spürte Yoshida ihn. Duchbohrend wie ein tödlicher Stich. Ein Blick.
Erschrocken wand er sich herum und erblickte die zierliche Gestalt eines jungen Mädchens. Seine Pupillen weiteten sich, gleich aufplatzenden Bäuchen im Meer. Er erkannte sie. Sie war...
Flammen, Schreie, Blut, Blut, Hass und Wut...
Diese Augen. Yoshida erkannte sie. Erkannte das Gesicht ihrer Mutter in ihrem.
Hatte er doch eigenhändig die Mutter dieses Kindes geschändet und ihren Vater erschlagen.
Am ganzen Körper zitternd fiel er auf die Knie, unfähig zu sprechen. Das Pozellanpuppengesicht des Mädchens war eingrahmt von glatten, dunklen Haaren. >> Guten Morgen Yoshida Sawaemon Kanesada unwürdiger Ronin und Mörder meiner Erzeuger, deine lange vermisste Tochter ist heimgekehrt.<< flüsterte sie teilnahmslos und ließ ihren schwarzen Schirm zu Boden sinken. Gewand wie ein strebender Fluss, schlängelte sich ein blendend weißes Reptil von dem Stock herab und kroch durch das gefallene Herbstlaut auf Yoshida zu, welcher zitternd und weinend vor sich hin wippte. Immer noch versuchend einen Satz hervor zu stammeln.
>> Es.. Es.. tut mir so...Leid.<< kam es leise über seine bebenden Lippen.
Akai lächelte leise, den nun rot glühenden Blick zu Boden gesenkt.
>> Das wird es.<<
Die Alpinoschlange hatte Yoshida erreicht.
Ein Schrei unmenschlicher Pein hallte durch die rohrigen Bambuswälder.
Doch niemand kam Yoshida zu Hilfe.
ID bmfcuv, 171 months ago
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