ID j50nsz
Leo zitterte noch immer. Er hielt die Augen fest geschlossen, klammerte sich mit aller Kraft an seinen Bruder und spürte kaum die Tränen, die aus seinen Augenwinkeln kullerten.
Denn jederzeit konnte es sie treffen. Vielleicht würde man sie genau in zehn Sekunden finden und sie beide ebenfalls in zwei Hälften schneiden. Leo wusste, dass die Cyborgs das konnten. Mit ihren roten Lasern und ihren außerirdischen Superwaffen. Wie sonst hätten sie etwa sechs Milliarden Menschen in einer einzigen Nacht töten können?
So leise wie irgend möglich versuchte Kevin Leo in eine tiefschwarze Ecke zu ziehen. Sie beide hatten genügend kleine und große Abendteuer durchstanden, um zu wissen, dass die Cyborgs ein unverschämt gutes Gehör hatten. Und ihre verdammten Infrarotlaser konnten ganze Steinmauern durchleuchten. 'Ich kann nur hoffen, dass sie schnell weiterziehen.', ging es ihm durch den Kopf.
Endlich wurden sie von der Dunkelheit verschluckt. Gerade rechtzeitig, denn genau in dem Moment, als Kevin in der Finsternis verschwand, tauchte ein Schatten im Eingang der Gasse auf. Breitbeinig und ungeheuer groß, füllte er beinahe den gesamten Eingang aus. Ein Gesicht oder andere Details waren nicht zu erkennen.
Nur ein rot blinkendes Licht auf der Stirn deutete auf einen Cyborg hin. Kevin folgte mit schweißnasser Stirn und rasendem Herzen, wie der rote Lichtpunkt über Trümmer, Sand, Habseligkeiten und ähnliches strich, auf der Suche nach einem lebenden Wesen.
Mit wachsender Unruhe sah Kevin, wie der Laser sich ihrem Versteck näherte. Es würde nur noch Sekunden dauern, bis der Cyborg sie entdeckte. Sie sonderten immer noch wärme aus, die die organische Maschine mit Leichtigkeit ausfindig machen konnte.
Leise verluchte Kevin den toten Mönchen und seinen Glauben. Niemand würde ihnen Helfen. Nicht einmal Gott.
Früher war er auch gläubig gewesen. Hatte die Kirchen besucht, aber nach dem Massaker und dem Tot seiner Familie, war dieser Glaube zerstört worden.
Dann war es soweit. Der rote Lichtpunkt erreichte ihr Versteck. Kevin sah das blutrote Glühen dicht über dem Kopf seines Bruders. Ungewollt drückte sich Kevin tiefer in die Ecke, zwang jeden verbliebenen Zentimeter aus seiner Deckung. Zähneknirschend und angespannten Muskeln folgte er dem roten Blinken, dass nun - wie zu erwarten - in seine Richtung wanderte.
Vollkommen unerwartet riss Leo an Kevins Hand, die die ganze Zeit über seinen Mund bedeckt hatte, und schrie verängstigt seinen Namen.
Leo hatte es einfach nicht mehr ausgehalten die Augen vor dem zu verschließen, dass sie unbedingt töten wollte. Ein kleiner Splat hatte ausgereicht, um die Panik durch seinen Körper pulsieren zu lassen, wie ein tödliches Gift.
"KEVIN", schrie er aus Leibeskräften und deutete auf den roten Lichtpunkt dicht über seiner Schläfe. Ein zischender Fluch entfuhr Kevins Mund, als er Leo am Handgelenk packte und auf eine marode Tür zuhielt, die etwa fünf Schritte entfernt war.
Leo und auch Kevin mussten sich nicht umdrehen, um zu wissen, was der Cyborg tat, nun da man sie entdeckt hatte. Ein hohes, kaum hörbares, Piepen schrillte durch die Gasse. Aus einem roten Laserstrahl wurden zwanzig, die ihnen auf Schritt und Tritt folgten. Gelb pulsierende Geschosse verfehlten sie nur knapp, während die Tür mehr und mehr an Konturen gewann.
Die tödlichen Laserstrahlen fuhren um haaresbreite über ihre Köpfe hinweg, ließen Steine auf sie rieseln und griffen von neuem an. Leo schrie noch immer. Hörte einfach nicht mehr auf. Kevin hingegen wich stolpernd zwei leuchtenden Geschossen aus, bevor er mit voller Wucht gegen das marode Holz der Tür stieß. Holzsplitter flogen durch die Luft, als Leo und er in einen fensterlosen Raum fielen.
ID j50nsz, 169 months ago
, Activity: 1%, Views: 1106, Chars: 3704,
Comments
No comments available.