ID 46add8
Agram brummte etwas in seinen sauber gestutzten Bart.
Das fehlte ihm gerade noch: Er befürchtete irgendeine magische Teufelei und sein Begleiter meinte nur sie würde es wohl bald herausfinden! Noch schlimmer, wenn selbst der Elf nichts wußte, wie sollte er dann herausfinden worum es ging?
Nach einem tiefen Schluck Bergwasser aus seiner Feldflasche schloß Agram wieder zu Ziradin auf, düstere Gedanken einer dunklen Wolke gleich über seinem behelmten Kopf schwebend. Der zunehmend dichter werdende Wald, die unbekannten Geräusche, das immergleiche Unterholz drückten ihm aufs Gemüt.
Als sie das Zentrum des Waldes endlich erreichten, freute der Zwerg sich schon auf den Anblick der geheimen Eiche. So weit war es schon gekommen! Ein Zwerg der einen Baum herbeisehnte.
Bevor die beiden ungleichen Gefährten die Lichtung betraten, hielt ihn der Elf zurück, die Stirn in Falten gelegt.
„Was?“, grummelte Agram ungeduldig.
„Wir sind nicht alleine.“
Ziradin stieg geschmeidig von seinem Pferd, lautlos, wachsam, schattengleich. Unbewußt hielt Agram den Atem an, seine Augen zuckten wild von einem Punkt des grünen Dickichts zum anderen.
Der Elf legte einen Finger auf die Lippen und zeigte mit der anderen Hand auf sein Spitzohr.
Agram lauschte angestrengt. Dann hörte er es auch: Ein anhaltendes Rascheln, direkt voraus. Nein, eher ein Schleifen, von Stein auf Rinde. Beinahe konnte der Zwerg hören, wie sich Holzsplitter aus einem Baumstamm lösten.
Ziradon gab seinem Pferd mit einer kurzen Geste zu verstehen zurückzubleiben, dann winkte er Agram ihm zu folgen. Schritt für Schritt schlichen sie am Rande der Lichtung entlang, hinter Büschen und niederen Bäumen verborgen, bis in der Ferne die geheime Eiche erschien.
Zuerst fiel dem Zwerg nichts weiter auf. Der mächtige Stamm, dunkel und verwittert. Von Moos bewachsen und Lianen umschlungen. Als eine der Schlingpflanzen sich bewegte, erkannte er die Ursache der Geräusche: Eine riesige Schlange, die den Stamm umschlang. Langsam, einer Spirale gleich, wann sie sich, wobei ihre steinharten Schuppen die Rinde abrieben.
Agram griff seinen schweren Hammer fester. In seiner Jugend, vor nicht einmal hundert Jahren, war sein Onkel bei einem Stollenschlag über das Nest frisch geschlüpfter Felsennattern gestolpert – und die jungen Lindwürmer hätte Agram beinahe gefressen. Zu seinem Glück schlug Onkel Igrim rechtzeitig einen Stützbalken heraus und der Stollen stürzte ein, bevor die Nattern sie erreichten.
Die Riesenschlange am Stamm der geheimen Eiche war sogar noch größer, ihr schuppiger Leib so dick wie ein ausgewachsener Elf. Von Kopf und Schwanzende fehlte jede Spur.
ID 46add8, 167 months ago
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