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ID 5ko9nz

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„Ich muss mit dir sprechen.“ Ohne Anzuklopfen, oder irgendein anderes Warnsignal, betrat Frank das Schlafzimmer von Markus.
Sein Bruder lag in dem Bett, zusammen mit zwei jungen Frauen. Das Mädchen, das Frank früher am Tag gesehen hatte, fehlte, war also schon ausgewechselt worden. Alle drei trugen die Reste von Western- oder Cowgirl-Kostümen, deren ausgezogenen Teile sich über den Fußboden verteilten.
Markus machte nicht einmal Anstalten, das Bettlaken über seinen entblößten Körper zu werfen. Stattdessen griff er nach den Zigaretten auf dem Tischchen, das neben dem Bett stand, und steckte sich in aller Ruhe eine Kippe an. Erst dann sagte er: „Ich wollte auch schon mit dir sprechen. Und mich bedanken, für das, was du gestern getan hast.“ Als Frank schwieg, fuhr er fort: „Allerdings hatte ich dir gesagt, du solltest die Familie nur erschrecken.“
„In dem Moment, in dem ich den Vater und seine Kinder erschossen habe, machten sie auf mich einen ziemlich erschrockenen Eindruck.“ kam zurück. Frank nicht entgangen, dass sein Bruder die ganze Zeit vermied, ihm in sein Gesicht zu blicken. Oder auf das neue Pflaster.
„Aber wir haben jetzt leider ein neues Problem.“
„Ach ja? Welches?“
„Es ist eine Witwe aufgetaucht. Ihr gehört nun die Wohnung.“
Frank verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die durch das Ibuprofen schmerzte. „Na toll. Und was jetzt?“
„Du musst auch ihr Angst machen.“
„Das sagst du so einfach.“ Langsam ging Frank auf das Fußende des Bettes zu. Zigarettenqualm kam ihm entgegen. „Du liegst hier in deinem Bett mit irgendwelchen Minderjährigen und lässt mich die Drecksarbeit machen.“
„Und dafür bin ich dir auch dankbar.“ Markus blickte angestrengt auf die Wand zu seiner Rechten.
„Und was heißt Dankbarkeit für dich? Willst du mich am Ende in einer Pyramide begraben?“ An dieser Stelle bot Frank Markus kurz die Chance einer Rechtfertigung, die jedoch ausblieb. „Du weißt, weswegen ich das hier mache. Unsere Mutter wollte, dass es uns eines Tages besser geht. Für mich ist der Zug sprichwörtlich abgefahren. Aber du sollst von dem Geld ein besseres Leben führen. Deswegen habe ich diese Kinder getötet. Und nicht, weil du es mir gesagt hast. Oder wegen deiner Dankbarkeit.“ Das letzte Wort spuckte er aus.
„Und was willst du jetzt tun?“ fragte Markus trotzig. Seine freie Hand strich über den Bauch eines der Mädchen. An der Größe ihrer Pupillen erkannte man, dass sie Drogen konsumiert hatte.
„Sieh mir ins Gesicht!“ verlangte Frank. Es brauchte eine Weile, bis Markus Augen der Aufforderung nachkamen. Länger, als es die beiden Mädchen brauchten.
Erst dann nickte Frank und sagte:„Ich werde jetzt die Witwe erschrecken.“ Dann verließ er das Schlafzimmer seines Bruders.

ID 5ko9nz, rklrklRank 2, Activity: 1%, Views: 905, Chars: 2701, 165 months ago

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