ID odbq6x
„Und was jetzt?“ Kommissar Pfeffers Worte verhallten in den Wänden der Wohnung. Vorsichtig sah er sich um und nahm den gleichen schäbigen Eindruck auf, der ihm schon an dem Morgen nach den Morden aufgefallen war. Alte Möbel, vergilbte Wände, nichts, was einen Menschen veranlassen konnte, hier bleiben zu wollen. In gewisser Weise fühlte sich Pfeffer an sein eigenes 35-Quadratmeter-Apartment erinnert. Doch er lebte allein und fand in dieser Welt keinen Grund, zu renovieren. Irgendwann einmal hatte er mit einer Lebensabschnittsgefährtin zusammen gewohnt, in einer großen, hellen Wohnung, der man den Einfluss einer Frau ansah. Doch dann hatte er begonnen, seine Arbeit mit nach Hause zu bringen, jeden Tag ein bisschen mehr. Raubüberfälle, Sexualstraftaten, Misshandlungen, Morde – bis ihn die Frau mit den Worten „Du bist unfähig zu leben“ verlassen hatte. Wie war noch ihr Name gewesen? Pfeffer erinnerte sich nicht mehr an ihn. Oder wollte sich nicht mehr erinnern.
Er trat an das Fenster und blickte über die Landschaft. Ein paar Hochhäuser die sich gen Himmel streckten, ein paar Straßen, die sie verbanden,. Doch dazwischen holte sich die Natur Meter um Meter den ihr einst abgetrotzten Boden zurück. Und in der Ferne zeichnete sich die Riesenbaustelle der neuen ICE-Trasse ab. Pfeffer war versucht, bei ihrem Anblick auszuspucken, bis ihm einfiel, wo er sich befand.
Die Frau gab, außer Atemzügen, noch immer kein Lebenszeichen von sich. Der Kommissar sah zu seinem Waffenhalfter herunter und seine Finger strichen über das kalte Metall. Wieso es ihr unnötig schwer machen? Lieber ein schnelles und unerwartetes Ende, als dass diese beiden Brüder zurückkamen, über sie herfielen und …
„Nein!“ knurrte er. Was hatte dieses Leben aus ihm gemacht? Ohne zurück zu blicken verließ Pfeffer die Wohnung, warf die Tür hinter sich in das Schloss und rannte das Treppenhaus herunter, zu seinem Auto. Er wusste, was er zu tun hatte. Womit er viel zu lange gewartet hatte. Kommissar Pfeffer startet den Wagen und fuhr los. Den Ford Fiesta, der ihm auf halber Strecke entgegen kam, nahm er beiläufig wahr.
ID odbq6x, 165 months ago
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