ID f3j93c
Neue Stimmen weckten ihn aus seinem traumlosen Schlaf. „Aber die Augen sind doch offen.“ – „Es tut mir sehr Leid, aber das bedeutet nicht, dass sich sein Zustand verbessert hat. Es könnte sich um einen Muskelreflex handeln. Er zeigt ansonsten keinerlei Reaktion. Tut mir sehr Leid.“ Seine Augen wurden von kalten, feuchten Fingern zugedrückt. Dunkelheit. Eine Person, wahrscheinlich die mit den kalten Fingern, verließ den Raum. Danach hörte er nach einer kurzen Pause ein schleifendes und dann ein knarrendes Geräusch. „Hörst du mich?“ Die Stimme war plötzlich ganz nahe an seinem Ohr. „Gib mir ein Zeichen. Kannst du mich hören?“ Pause „Ich bin so fertig. Diese ganze Sache, ich halte das einfach nicht aus. Du liegst hier, hast es schön gemütlich, brauchst dich um nichts zu kümmern, sei froh. Da draußen ist die Hölle los. Formalitäten, Bürokratie, ein Albtraum.“ Pause „An was man alles denken muss. Du machst dir keine Vorstellung. Erst wenn es soweit ist, begreift man, was das alles für ein Aufwand ist. Sarg aussuchen, Trauerfeier planen, Testamentseröffnung, Notariatsbesuche, unzählige Telefonate.“ Pause „Naja, das nehmen dir jetzt eh andere ab. Sei froh.“ Pause „Naja, man hilft halt, wo man kann. Irgendwie geht es mich ja auch was an.“ Pause „Ach Thomas, wir hätten uns nicht trennen dürfen, dann wäre das alles nie passiert.“ Pause „War es das etwa wert?“ Pause „Ich muss weg. Jana…“ Wieder das schleifende Geräusch, Schritte, die Türe, dann Stille. Jana. Der Gedanke schmerzte. Wie konnte sie ihm das nur antun. Vierzehn Jahre, mein Gott! Aber da war noch etwas anderes. Ein Toter? Wer? Er hätte die Frage am liebsten hinausgeschrien, aber er blieb stumm.
ID f3j93c, 171 months ago
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