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Episode 2

El camino de la muerte.
Die Straße des Todes.
Ein Abgrund in den nahezu senkrechten, von Unterholz dicht bewachsenen Felswänden. Hineingesprengt, herausgemeißelt in den 1930iger Jahren durch Kriegsgefangene des Chacokonflikts. Eine furchteinflößender Riss im urzeitlichen Gestein, ein Sims, kaum vier Meter breit, der sich einspurig, von Schlamm bedeckt in die Tiefe hinabschlängelt. Mehr Trampelpfad als Straße, mit Schlaglöchern und scharfen Kehren, hinter denen böse Überraschungen schnell einen elektrisierenden Adrenalinstoß auslösen: Liegen gebliebenen Sattelschlepper oder plötzliche Erdrutsche sorgen dafür, daß die Straße ihrem Namen treu bleibt.
Nur eine unbedachte Sekunde hinter dem Lenkrad, ein Schlenker zu weit nach rechts, ein unkonzentrierter Schritt zur Seite und der Sturz ist unausweichlich. Ein freier Fall in den dunklen Abgrund, umsäumt von grün bewachsenen Felszacken, die steinernen Klauen gleich nach den Reisenden greifen und hinabreißen wollen. Ein Abgrund, vier- oder fünfhundert Meter tief.
Keine Schilder warnen vor dem drohenden Ende, keine Leitplanken schützen davor. Wer von der Straße abkommt ist des Todes und die kläglichen Überreste können, wenn überhaupt, erst nach Tagen mühsamer Suche geborgen werden.
„Beeindruckend“, flüstert der Tourist andächtig, aber sein indianischer Nebenmann zuckt nur mit den Achseln. Andere Touristen schluckten ihre Furcht hinunter und schweigen lieber angesichts der leichtsinnigen Herausforderung menschlicher Ingenieurskunst im Angesicht übermächtigen Naturgewalten. Nur kein Laut, sonst erwacht der Berg!
Der Tourist zückte sein Handy, um die einmaligen Eindrücke festzuhalten. Bilder, die seine Atemlosigkeit gegenüber den Urkräften der Natur darstellen. Aber alle Bilder können nicht mehr als eine unscharfe Annäherung an die direkte Konfrontation mit dem Berg vermitteln. Kraftvoll schaltet der Fahrer einen Gang zurück, der Motor stottert und das altehrwürdige Gefährt ringt mit dem taunassen Untergrund.
Einer Schlange gleich windet sich die Straße durch das bolivianische Bergland.
„Wie lange dauert die Fahrt noch?“, fragt der Tourist leise seinen Nachbarn.
Wieder zuckt der Indio die Achseln: „Kommt ganz darauf an.“
„Auf was?“
„Ob der Berg uns heute wohlgesonnen ist.“

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