Idea
Sanft rollen schaumkronenbesetzte Wellen über goldfarbenen Sand an den verlassenen Strand. Das kristallblaue Meer reicht majestätisch bis zum Horizont.
Ein sanftes Rauschen spricht die unausgesprochene Einladung aus seine unergründlichen Tiefen zu erforschen.
Möwen kreisen vor einem wolkenlosen Himmel, ihr heller Ruf hallt über die weite Bucht, gesäumten von dunklem Fels und dichtem Wald.
Eine warme Meeresbrise weht durch das rauschenden Blätterdach, biegsame Baumkronen wiegen im Wind, er bricht sich an fernen Bergen, deren immergrüne Spitzen im scharfen Kontrast zu den blauen Weiten von Himmel und Meer stehen.
Im Schädel des Schiffbrüchigen erinnert wenig an diese paradiesische Idylle.
Verschwommene Erinnerungsfragmente an den vergangenen Sturm zuckten Blitzen gleich durch sein träge dahintreibendes Unterbewußtsein. Surreale Einblicke in den Untergang des Schiffs, den Absturz aus der ihm bekannten Zivilisation in eine fremde Welt.
Langsam treibt sein Körper an den Strand, die Wellen heben ihn sanft empor, immer weiter bis er im warmen Sand verweilt. Der beruhigender Rhythmus des Wassers gleicht einem zweiten Herzschlag, einer natürlichen Schmerztherapie, die ihn seinen miserablen Zustand vergessen läßt.
Plötzlich reißt ihn der gellende Schrei einer Möwe aus dem Dämmerzustand betäubender Ohnmacht.
Seine Sinne nehmen widerwillig ihren Dienst auf, ein schmerzhafter reboot, der sein Hirn mit dumpfem Schmerz überflutet: Das Kreischen der Möwe, ihr Flügelschlag auf nackter Haut, gleißendes Sonnenlicht, der Geschmack von salzigem Sand auf der Zunge.
Mit einem lauten Stöhnen dreht sich der namenlose Schiffbrüchige auf den Rücken. Eine gewaltige Kraftanstrengung, seine Schmerzen ins Unermessliche steigert und in ihm eine tiefsitzende Übelkeit hervorruft.
***
Schiffbrüche passieren seit Menschen dem Meer und Wind trotzten.
Aus welchen Gründen auch immer – Fischfang, Handel, Krieg, Entdeckerdrang – sie fordern ihr Schicksal heraus und versuchen im Kampf mit den Elementen ferne Küsten oder ihren Heimathafen zu erreichen.
Dies sind Geschichten eines namenlosen Schiffbrüchigen, der sich selbst, seine Vergangenheit und sein Schicksal entdeckt, während er ums Überleben kämpft.
Wer ist er? Wo ist er gestrandet? Wann ist er gestrandet?
Auf welchem Schiff erlitt er Schiffbruch?
War es ein primitives Kanu oder eine antike Trimere? Eine hanseatische Kogge, vielleicht das stählerne Landungsschiff angreifender Invasionstruppen? War es der futuristische Nachfolger des Space Shuttle, zerschellt bei einer Notlandung auf fernen Welten?
Endet der Namenlose als Odysseus, Robinson Crusoe, Hernán Cortés oder Jim Kirk?
Findet er seine Penelope oder entdeckt er Freitag, erobert unermessliche Schätze und befreit oder versklavt fremde Völker?
169 months ago
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Flaschenpost! Nein, nur eine leere Sektpulle. Sie hatten aber auch gesoffen. Schiffsladung mit Proviantkisten?…
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