ID hh3zcs
Julia atmet mit einem Mal so schnell, dass sie Gefahr läuft, zu hyperventilieren. Sie reißt die Augen weit auf, Tränen laufen ihr die blassen Wangen hinunter und ihre zitternden Händen verkrallen sich panisch in der Bettdecke. Plötzlich wird sie sich mit aller Heftigkeit bewusst, dass ihr durchgeschwitztes Nachthemd an ihrem Körper klebt, ihr Haar hängt ihr in Strähnen ins Gesicht und ihr Mund ist trocken.
Angestrengt starrt sie in die Schwärze vor sich und ihre Augen formen unzählige Dinge, die sie kaum erfassen kann, da sie sich nach ein paar Sekunden wieder in andere schemenhafte Umrisse verwandeln.
Und dann blendet ein Licht ihre Augen.
Im Nachhinein wird ihr klar, dass es gar nicht so grell ist, aber ihre Augen nehmen es in diesem Moment blendend hell wahr. Es ist ein ovales, milchig weißes Etwas, das mitten in ihrem Zimmer schwebt und den aufgeräumten Schreibtisch in schwaches Licht hüllt.
Einen Moment setzt Julias Herz aus, dann hämmert es wie wild in ihrem Brustkorb weiter und Blut rauscht in ihren Ohren. Entsetzt stiert sie in das Licht und zuckt heftig zusammen, als es auf sie zukommt. Sie kann sich nicht mehr bewegen und als das Licht nur noch einen Meter von ihr entfernt ist, glaubt sie, sterben zu müssen. Ihr Körper spielt vollkommen verrückt und als dann auch noch eine leise Stimme vernimmt, kann sie nicht einmal mehr einen klaren Gedanken fassen.
Es hört sich an, als ob irgendjemand - oder etwas - ihren Namen flüstern würde. Sie ist sich dessen nicht ganz sicher, jedenfalls hört es sich für sie so an. Es wird immer deutlicher, bis sie die Stimme klar und deutlich hören kann.
"Julia...Julia...Julia", flüstert die Stimme und sie ist sich jetzt hunderprozentig sicher, dass das Licht spricht - sofern Licht sprechen kann, was ihr selbst in diesem Moment ziemlich merkwürdig erscheint. Es kostet sie alle Mühe, zu schlucken und ihren ausgetrockneten Mund ein wenig zu befeuchten.
"Ja", hört sie sich hervorwürgen und ihre Stimme wird von ihrem pochenden Herzschlag übertönt. Bei dem Klang ihrer Stimme scheint das Licht zu pulsieren und größer zu werden.
"Julia", sagt es noch einmal und dann löst es sich auf. Einfach so. Julia kann verfolgen, wie der ovale Schein langsam verschwindet und sie dann in vollkommener Dunkelheit zurücklässt. Ein wenig verwirrt und erleichtert zugleich blinzelt sie verwirrt und schafft es sogar, den Arm auszustrecken und die Nachttischlampe anzuschalten. Das Licht ist so hell, dass es ihr erneut die Tränen in die Augen treibt. Ihr Herzschlag beruhigt sich langsam, doch die Gedanken wirbeln noch immer durch ihren Kopf. Sie kann keinen fassen und so ruft sie sich das Erlebte in Erinnerung.
Was war das eben gewesen? War dieses Licht der Grund für die merkwürdigen Geräusche, die sie jede Nacht aufs Neue heimsuchen? Wieso hat es ihren Namen gekannt? Und was wollte es von ihr?
Für den Rest der Nacht findet sie keinen Schlaf mehr und denkt auch gar nicht daran, wieder einzuschlafen. Bis zum frühen Morgen liegt sie wach im Bett und denkt darüber nach.
Dann klingelt ihr Wecker und sie steht wie in Trance auf, die Gedanken hängen immer noch der nächtlichen Erscheinung nach.
Und würden sie für den restlichen Tag auch nicht wieder loslassen.
ID hh3zcs, 170 months ago
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