Verloren

Ängstlich erhob sich Julia und setzte sich auf die Bettkante. Sie schluckte als wieder ein Knacken an ihre Ohren drang. Diesmal war es lauter und es traf sie wie eine Kanonenkugel aus einem Meter Entfernung.
Sie stand auf und bewegte sich langsam auf die Tür zu. Unter jedem ihrer Schritte knarzten die losen Dielen unter ihren Füßen und gaben ein verräterisches Geräusch von sich. Den Atem hielt sie an.
Mit gleichbleibenden Tempo bewegte sie sich weiter auf die Tür zu. Selbst in der Finsternis fixierten ihre Augen das Türschloss, oder zumindest die Stelle an der es sich befinden sollte.

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Blödsinn, dachte sie, als sie den runden Türknauf mit schweißnasser Hand anfasste, auf modernen Schiffen gibt es keine Schlösser, das geht alles nur noch mit Chipkarten. Immer noch nervös und doch ein wenig erleichtert, wollte sie den Knopf mit ihrer linken Hand drehen, als jetzt auch noch ihre Wimpern zwickten und ihre Linke, auf einmal trocken wie ein Staubtuch, sich weigerte, die Tür zu öffnen.
Wütend ließ sie ihren Blick den Ärmel ihres Brautkleides hinabwandern und blieb an einer Klaue wie aus einem Zombie-Film hängen. Entsetzt wich sie zurück. Als die drei langen, verschrumpelten Krallen an ihr blieben, schrie sie auf.
"Und wieso bist du auf einem Schiff, im Brautkleid". fragte eine unbekannte Stimme. Das darauf folgende grausame Lachen vieler Stimmen nahm ihr die Luft. Bevor ihr der Verstand genommen wurde, erlöste sie eine Ohnmacht .

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Als sie die Augen aufschlug blickte Julia an die Decke eines ihr vertrauten Raumes. Erschrocken fuhr sie hoch und hätte sich fast den Kopf an der Stehlampe gestoßen, die quer über ihrem Bett lag.
Deprimiert richtete sie sich auf und stellte die Lampe wieder an ihren rechtmäßigen Platz, neben ihren Nachttisch.
Die Vögel zwitscherten und ein seichter Sonnenstrahl lies das Zimmer durch die Fensterwand in einem goldenen Licht erstrahlen. Ihr Schlafzimmer war bei der Errichtung gen Osten ausgerichtet worden und sorgte dafür, dass Julia jeden Morgen einen dieser wundervollen Sonnenaufgänge miterlebte. Manchmal schien der Himmel und die Welt hinter den Maisfeldern zu brennen, wenn die Sonne eines ihrer spektakulären Schauspiele darbot und manchmal erschien sie als ein riesiger Feuerball den man Minutenlang ansehen konnte ohne das die Augen zu schmerzen begannen.
Doch Julia konnte sich heute nicht darüber erfreuen. Ihre Aplträume wurden immer unerträglicher. Und das wirklich schlimme war, dass ihre Gehirn sie als echt befand. Die Ärzte bezeichneten dies als Schlafparalyse.

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Schlafparalyse? Wieso glaube ich das zu wissen? Julia fuhr den Laptop auf dem kleinen Tisch in der Zimmerecke hoch und startete ihre Suche nach Informationen über sich selbst.

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Sie surfte wie schon so oft zuvor, auf diversen Webseiten um Hilfe für ihr Leiden zu finden. Dabei gab es unglaublich viele Einträge, obwohl es eine relativ unbekannte Krankheit war. Vermutlich leideten noch weit mehr unter den selben Problemen wie sie und trauten sich nur nicht, ihren Arzt darauf anzusprechen.
Überall fand sie Artikel darüber, wie die Schlafparalyse auf andere Menschen wirkte.
Viele glaubten wach zu sein, konnten sich aber nicht bewegen, während Unbekannte oder Monster auf ihnen saßen und sie misshandelten..
Andere glaubten zu ertrinken, wober ihre Arme und Beine beim Schwimmen versagten, sodass sie wie Steine auf den Grund eines See's sanken.
Ein Junge berichtete davon, wie ein Löwe ihm sein Herz aus der Brust gerissen hatte, ohne dass er hatte fliehen können. Eine furchtbare Vorstellung. Julia erschauderte bei dem Gedanken daran mit dem Jungen zu tauschen.
Normalerweise liefen derartige Träume immer gleich ab. Ein oder mehrere Teile des Körpers gehorchten den Kranken nicht mehr.
Doch bei Julia war es anders. Sie konnte sich bewegen.
Die zwei einzigen Dinge, die mit den Symptomen einer Schlafparalyse übereinstimmten, waren die unerträglichen Schmerzen und eine erschreckende Angst davor schlafen zu gehen, da die Träume wie real wirkten.

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