Flugversuche eines Toten

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-Fortsrtzung Abschn. 1:

Ausgerechnet! Er, der das Leben in Gestalt einer 45-Watt-Glühbirne erblickte, im Alter von drei Jahren beschlossen hatte das Wachsrn einzustellen, sich wütend durch die Zeit nach 45 getrommelt hatte um am Ende als Stenmetz noch ein bißchen weiter zu wachsen, musste hier enden - hier und so, wie es einem Filmstar irgendwie nicht gebührte - einsam, allein, von keiner Seele dieser Welt beachtet, vergessen in der Ein-Raum-Wohnung im 11. Stockwerk des Hochhauses vor dem leeren Feld an den Mainauen am äußersten Rand von Hattersheim, keine 50 Meter Luftlinie vom Ortsausgangsschild entfernt, die Zugvögel vor seinem geistigen Auge sich jetzt in der goldroten Septemberkühle auf den gerohdeten Stoppelfeldern sammelnd zu Flugübungen für den großen Treck in den Süden, und er hier unten, zu keiner körperlichen Regung, schon gar keinem Höhenflug mehr fähig, tief unten am Boden, die Nase in dem staubigen falschen Perser, einem kriechenden Molloy ähnlicher als dem trommelnden Jungen von damals aus der Feder des berühmten deutschen Autors.
Was kann man tun gegen den Weltenlauf, den Ausverkauf der Zeit im 21. Jahrhundet, in dem die Erinnerung an die Röcke der Großmutter verraten werden durch die Lebensweisheiten der Oma auf der Bohlen-CD?
Wie hätte es weiter gehen können für ihn nach der Steinmetz-Lehre, nach den 68ern, dem Deutschen Herbst, der Startbahn West, 16 Jahren Kohl, der ausbleibenden Millenium-Computerkatastrophe und dem aktuellen Gesetz "Habe Arbeit und sei gegen Zuwanderung!", das den Zeitgeist des neuen Jahrtausend wieder zu spiegeln scheint?
Einfach weiter trommeln wie bisher? Doch noch ein Stückchen wachsen - oder vielleicht im Gegenteil eher schrumpfen?
Gläser zersingen - oder vielleicht Diamanten, weil das so nah an der deutschen Geldstadt vielleicht mehr Aufsehen erregen würde als billiges Industrieglas?
Doch wieder flüchten unter die Röcke der Großmutter, auch wenn Bohlen und Verona sie längst verraten haben, und nie mehr hervor kommen und sich vor die Glotze setzen müssen mit all dem Reality TV, Infotainment, Vera am Mittag und einstürzenden Messy-Hauswänden?
Nichtmal mehr weiter kriechen können wie Molloy, merken, wie das Blut in den Adern gefriert, die ausgestreckte Hand erstarrt, das Eiweiß in den Augen und damit auch die 45-Watt-Glühbirne. sich zu trüben beginnt...
75 Watt gibt es schon nur noch als Restposten, die mit 45 Watt sind auch bald dran-
Dann gibt es nur noch Sparfunzeln - und dann?
Aus. Vorbei.

ID f4860y, joana45, Activity: 0%, Views: 1001, Chars: 2479, 171 months ago