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ID suss41

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Auf der Polizeiwache:
Kommissar Pfeffer blickte auf das Protokoll, dessen Seite der alte Nadeldrucker gerade ausspuckte. Es enthielt die dürftigen Informationen, die man seit der Entdeckung des Tatorts bis zu diesem Zeitpunkt – gute vier Stunden später – gesammelt hatte.
Tief in seinem Inneren bezweifelte er, dass es noch viel mehr werden würden.
Obwohl, nach den neuesten Entwicklungen …
Er blickte durch das Einweg-Fenster in den Raum, in dem die junge Frau – Julia Wolff – saß und in die Luft starrte. Pfeffer hatte sich ihre Daten zufaxen lassen. Tatsächlich war sie seit 28 Tagen mit dem verstorbenen Ex-Eigner der Wohnung verheiratet. Und sie war in der Hauptstadt als Prostituierte registriert. Ohne Vorstrafen. Mehr gab es zu diesem Zeitpunkt nicht zu berichten. Über die Frau.
Über den Wohnblock, in dem die Morde stattgefunden hatten, gab es dagegen eine dicke Akte: Tatsächlich hatten nur noch der Witwer Wolff und seine drei Kinder der Aufgabe des Wohnblocks und somit der Bahntrasse, der er weichen sollte, im Weg gestanden. Und dies lag nicht daran, dass es das Land und der Bund nicht versucht hatten: Enteignungsprozesse waren durch alle Instanzen der Justiz geführt worden. Wolff hatte dabei alle Tricks genutzt, die einem alleinerziehenden Vater zur Verfügung standen. Nachdem er in der letzten Instanz gewonnen hatte, verschärfte sich die Lage: Von ihm lagen mehrere Anzeigen gegen Unbekannt wegen Nötigung und Sachbeschädigung vor.
Am Schluss hatte er den Kampf trotzdem verloren. Doch jetzt, mit einer neuen Wohnungseigentümerin …
Pfeffer nahm all seinen Mut zusammen und betrat das Zimmer, in dem die Frau saß und eine Zigarette rauchte. Er hätte sie darauf hinweisen können, dass dies verboten war – doch wie erklärte man einer Witwe nach diesen Erlebnissen, was Recht und Unrecht war?
„Wissen Sie, wo Sie heute Nacht übernachten können?“ fragte er sie.
Julia schüttelte den Kopf. „Nicht in der Wohnung meines verstorbenen Gatten?“
„Es tut mir leid, aber diese ist noch wegen der polizeilichen Ermittlungen gesperrt. Aber ...“ Noch ein Satz, den er nicht vollendete.
Sie nahm ihm die Bürde ab. „Aber was?“
„Sie können hier in eine unserer Zellen übernachten?“
„In einer Zelle?“
„Die Türe lassen wir natürlich offen. Die Betten sind bequem. Schon so mancher meiner Kollegen hat dort übernachtet.“
„Und wenn Sie einen Verbrecher festnehmen müssen?“
Pfeffer zuckte mit seinen Schultern. „Hier draußen lebt doch kaum noch wer. Wer sollte da eine Straftat begehen?“ Einen Augenblick später hätte er sich für diesen Satz die Zunge durchbeißen können.

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