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Zufrieden wischte er das frische rote Blut von seinem Dolch ab und warf einen kurzen Blick zurück. Dann ließ er die große Villa hinter sich und verschwand unauffällig in den dunklen Schatten der Nacht. Er hatte seinen Auftrag ohne Probleme erledigt. Zielperson eliminiert.
Natürlich hatte er darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen, die jemandem aus seinem Metier oder gar ihm selbst Schwierigkeiten bereiten könnten. Schließlich war er kein Anfänger mehr. Der Mord würde bald schon nicht weiter untersucht werden, zu groß war die Anzahl an potentiellen Tätern. Und man würde wahrscheinlich wieder nach einem ganz normalen kleinen Dieb suchen, der beim Auftauchen des reichen Hausherrn die Fassung verloren und kopflos zugestochen hatte. Die Wahrheit war bisher noch nie ans Licht gekommen. Warum sollte es diesmal anders sein?
Später, beschloss er, würde er sich in irgendeinem Wirtshaus ein kühles Bierchen gönnen. Oder vielleicht ein Glas Rotwein. Er freute sich sehr darauf. Von dem gerade verdienten Geld wollte er sich einiges zur Erleichterung seines Berufes anschaffen und ausserdem wieder einen Teil seinem jüngeren Bruder zur Finanzierung des nicht wirklich billigen Studiums schicken. Immer noch quälte ihn nämlich manchmal das schlechte Gewissen, weil er ihn damals, vor gut 10 Jahren nach dem tragischen Tod ihrer beider Eltern im Stich gelassen hatte. Das zumindest dachte Neo von ihm. Seit dem Tag, an dem er den Jungen an jenem riesigen eisernen Internatstor abgesetzt hatte, allein mit einem Brief an die Schulleiterin in der Hand und seinen leeren Versprechungen im Ohr, hatten die Geschwister allerdings nur noch schriftlich den Kontakt aufrecht erhalten, mehr aus Pflichtgefühl als aus Zuneigung. In Wirklichkeit waren sie nun bloß noch zwei Fremde, die einmal in der weit entfernten Vergangenheit einen nicht gerade geringen Teil ihres Lebens miteinander zugebracht hatten. Die Erinnerungen an diese Zeit verblassten zunehmend.
Seufzend wandte er seine Gedanken von gewesenem ab und konzentrierte sich auf die naheliegende Zukunft. Was mochte der Morgen wohl heute schönes mit sich bringen? Ein Lächeln huschte über sein von einer Kapuze großzügig verhülltes Gesicht. Wie der Wind flog er über die Landschaft, vorbei an Wäldern, Hügeln und Wiesen und genoß das Gefühl von grenzenloser Freiheit, das nun von ihm Besitz ergriff.

ID l010ys, lunatica777lunatica777, Activity: 1%, Views: 957, Chars: 2354, 170 months ago

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