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„Justus Dengler war ein besonderer Mensch. Er war großzügig, herzlich und …“ Jasper, der große, dunkelhaarige Mann, war Ende zwanzig und trug ausnahmsweise einen Anzug, was er sonst niemals tat, denn darin kam er sich wie verkleidet vor, hörte schon gar nicht mehr hin. In den Augen des jungen Mannes waren Tränen zu erkennen. Tränen der Trauer und des Schmerzes. Sein bester Freund Justus war gestorben und jetzt erwies er ihm die letzte Ehre. Seine Frau legte ihm sanft ihre Hand auf den Arm und seine kleine Tochter schmiegte sich an ihn. „Papa?“ Er sah zu ihr hinunter. „Du hattest ihn sehr lieb nicht wahr? Woher kanntest du ihn?“ „Lasst uns gehen und dann erzähle ich es euch.“ Auf dem Weg in die Stadt begann er zu erzählen, wie sich damals alles zugetragen hatte.

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Ich war gerade neun Jahre alt geworden, als die Ärzte bei meiner Mutter Krebs diagnostizierten. Meine Mutter und ich hatten immer alleine gelebt, da mein Vater uns vor meiner Geburt verlassen hatte. Da wir auch sonst niemanden hatten, der sich während der Krankenhausaufenthalte meiner Mutter um mich kümmern konnte, wurde das Jugendamt hinzugezogen. Ohne mich nach meiner Meinung zu fragen wurde beschlossen, dass mein Vater sich um mich kümmern sollte. Als ich davon erfuhr, war ich wütend. Ich hätte am liebsten etwas kaputt gemacht. Wie konnte mir jemand sowas antun? Der Mann der mich nicht wollte, der mich allein ließ, ausgerechnet der sollte sich jetzt um mich kümmern? Ich war doch ein fremder für ihn und er für mich auch. Er wusste gar nichts von mir. Gegen meinen Willen, setzte sich das Jugendamt mit ihm in Verbringung und nur drei Tage später hatten wir einen Termin. Mein Vater war ein großer Mann, der einen Anzug trug und damit irgendwie verkleidet wirkte. Ich fand ihn äußert unsympathisch, doch das interessierte niemanden, denn ich war ja nur ein Kind. Auf das Jugendamt machte er offenbar einen guten Eindruck und deswegen wurde ich knapp zwei Wochen später zu ihm gebracht, da meine Mutter ins Krankenhaus musste. Die Wohnung meines Vaters war winzig. Er hatte nur zwei kleine Zimmer. Ein Zimmer war sein Schlafzimmer, welches ich nie von innen sah und das andere Zimmer, war das Wohnzimmer. In diesem Raum, gab es eine Couch, einen Sessel und einen Tisch, im grauenhaftesten Braun, das man sich vorstellen konnte. Die Wände waren gelb, weil mein Vater rauchte wie ein Schlot. Eine Küche hatte er eigentlich nicht, sondern nur zwei kleine Kochplatten und einen kleinen Kühlschrank, in dem vor allem Bier zu finden war.

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Ich hielt diese Situation nicht lange aus und so lief ich bereits vier Tage nach meinem Einzug davon. Es war gar nicht so schwer aus der Wohnung zu kommen. Mein Vater hatte während der Tagesschau ein Bierchen getrunken und war eingeschlafen. Ich packte schnell die Dinge zusammen, die mir wichtig waren. Meinen Teddy, den ich von meiner Mutter zur Geburt bekommen hatte, Fotos von mir und meiner Mutter und etwas Geld, das ich von meinem Geburtstag übrig hatte. Ich glaube es waren um die drei Mark. Ich setzte meinen kleinen Rucksack auf und schlich mich auf Zehenspitzen hinaus. Auf der Straße überlegte ich, wo ich hin sollte, aber ich wusste es nicht. Ich ging einfach ziellos drauf los, hinaus aus der Stadt und über Felder. Ich muss mehr als sechs Stunden unterwegs gewesen sein, als ich durch eine kleine Stadt lief und den Kuckuck einer Kuckucksuhr mehrmals rufen hörte. Ich war sehr müde, doch ich beschloss weiter zu gehen, da ich nicht gesehen werden wollte. Kurze Zeit später kam ich durch einen Wald. Ich hatte etwas Angst und mir war kalt, doch das spürte ich durch die Müdigkeit kaum. Ich legte mich unter einen großen alten Baum und schlief schnell ein. In dieser Nacht hatte ich einen wundervollen Traum. Ich war mit meiner Mutter an einem wunderschönen Platz. Ich sah das Meer. Meine Mutter war völlig gesund und wir waren wieder zusammen nur wir zwei. Als ich wieder wach wurde, war ich sehr enttäuscht, dass das alles nur ein Traum gewesen war. Ich stand auf und wusch mich an einem kleinen Bach. Am Ende des Waldes sah ich einen Baum mit Äpfeln und ich nahm mir so viele mit, wie ich tragen konnte. Als ich einen aufgegessen hatte, wollte ich gleich den zweiten essen, doch es war ein Wurm darin. Ich lies den Apfel fallen und wollte in den nächsten beißen, doch auch der war nicht mehr gut. Als ich mir die restlichen ansah, bemerkte ich, dass alle bis auf einen schlecht waren. Wütend warf ich die faulen Äpfel durch die Gegend. Auf einmal hörte ich hinter mir eine Stimme. „Junge was machst du denn da?“ Mir stiegen Tränen in die Augen. Als ich mich umdrehte, sah ich in die liebenswerten Augen eines Mannes, der um die sechzig Jahre alt war.

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