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ID 2jnelu

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Maja weint,

und die Schultern ihres Schattens zucken quer durch mein Zimmer.

Wie soll ich sein, was soll ich tun wenn nicht schweigend den schorfigen roten Weingrind aus dem drei Tage stehenden Glas kratzen?

Der streifige Qualm, der wallend das winterkalte Zimmer durchzieht bricht sich an ihrer im Halbdunkel zitternden Gestalt. Ihr Rückgrat windet und suhlt sich in ihrem schmalen Rücken, einer unruhig träumenden Schlange gleich.

"Sie war doch noch so jung!", sagt sie tränend. Maja scheint vergessen zu haben, dass sie mir noch gar nicht erzählt hat, was sie so bedrückt. Weil ich merke, dass sie mich braucht, wird mir unwohl. Ich kann doch nicht nach simplen Fakten fragen, wenn meine Freundin sich gerade in der Lösung unbekannter Schmerzen verfängt. "Sie war doch noch so jung!" Hmmm...

Ich feile eine Weile an einer Antwort, die man zugleich auf eine Bekannte, eine Prominente, ein Haustier und eine Fernsehsendung beziehen kann, aber ich lasse schnell von meinem Vorhaben ab.

Oft snd es nicht, wie man uns glauben machen will, die Worte, die Menschen heilen, sondern ihre Abwesenheit. Ich liebe sie so sehr, dass meine Zunge bitter-brackig in den Furchen meiner Mundhöhle versinkt, nicht willens, jemals auch nur wieder einen einzigen Konsonanten zu wälzen.

Ich hasse mich, wie ich da den Weinstein unter meinen Nägeln heraussauge, als wären sie die Mutterbrust. Und fühle mich in meiner Hilflosigkeit dem Moment meiner Geburt nur unwesentlich voraus.

Maja hebt ihren BH vom Fuß des Bettes auf, und schnäuzt sich kraftvoll hinein, immer noch weinend, im Schneidersitz. "Den wollt ich eh waschen!", gurgelt sie hinaus, und ein paar Lachbrocken rollen gischtartig ihren Hals herauf. Wir lachen ihre Traurigkeit aus dem Fenster, auf die Straße, aus der Welt. Und ich weiß, ein Wimpernschlag, und sie wird wieder sie selbst sein, und Worte wird es nicht geben müssen. Noch nicht.

Die unsichtbare Sängerin der unsichtbaren Band in meinem Zimmer singt sanft: "Würdest du glauben wenn ich sag`..."

Meine Hände wühlen sich, maulwurfsgleich, von hinten in ihre Kniekehlen.

"...wenn ich sag'..."

Und unsere Halskehlen singen in Begleitung der den Raum durchfließenden Musik, rein wie Glas:

"...morgen ist ein neuer schöner Tag!"

ID 2jnelu, der-stiftder-stift, Activity: 1%, Views: 833, Chars: 2242, 171 months ago

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Comments

1. H.P.BarkamH.P.BarkamRank 3 170 months ago

Als Mann habe ich keine Ahnung von Frauen, aber Frauen schnäuzen nicht in ihren BH. Die haben überall ihre Taschentücher vollgerotzt in Ärmeln, auf Stühlen und weiß der Geier wo noch herumfliegen.