Mobile Version Disable hint

Thread: Schreibblockade

Thread: Schreibblockade

Einfach anfangen mit dem Schreiben – dann überwindet man die anfängliche Schreibblockade: einfache Sätze tippen, die man hinterher löschen kann.
Denn diesen Vorteil hat das Schreiben gegenüber dem Sprechen: Das Rückgängigmachenkönnen. Gesprochene Worte kann man nicht wieder einfangen.

Wenn einem selbst einfache Sätze nicht einfallen, dann beginnen, den Text eines guten Autors abzutippen. Diese mechanische Tätigkeit des Tippens löst im Gehirn etwas aus: es aktiviert diejenigen Neuronen, die fürs Schreiben und Formulieren verantwortlich sind. Sie kommen ins Schwingen. Wenn nun dieses Neuronen-Schreib-Ensemble ordentlich in Schwung gekommen ist, dann fällt der Übergang leichter, eigene Sätze zu formulieren.

Das ist so, als ob man Schlittschuhe trägt: Zuerst erscheint das neue, zusätzliche Gewicht an den Füßen störend und man geht und fährt unbeholfen. Doch wenn man die Schlittschuhe auszieht nach einer Stunde des Schlittschuhlaufens, dann sind die Beine sonderbar leicht – unvertraut leicht – obwohl man diese Beine doch schon jahrzehntelang hat und kennt.

Den Tipp mit dem Abtippen von einem guten Buch, den habe ich aus dem Film 'Forrester – Gefunden!' mit Sean Connery.

Http://de.wikipedia.org/wiki/Forrester_%E2%80%93_Gefunden!

Gruß
Phil Humor

Posts: 2

phil-humorphil-humor
Views: 4413
Language: German
171 months ago

Posts

  • #1

    Aber denkt man sich dabei nicht viel zu sehr in Kopf des anderen Autors hinein? Für mich wäre das so als würde ich dann ein Stück zurückfahren um an der Krezung falsch abzubiegen...
    Aber in meinen Augen oder eher für mich ist eine Schreibblockade auch ganz unabhängig von der ganzen Geschichte mit dem Formulieren und dem Wortschatz. Es fühlt sich doch viel mehr an wie eine Angst oder wie das Gefühl wenn man vor einer Leiter steht und sich sicher ist, dass schon die erste Sprosse durchbrechen wird. Vielleicht gibt es viele verschiedene Arten von Schreibblockaden. Warum auch nicht? Die meisten schlechten Sachen gibt es ja in tausendfacher Ausführung.

    jadedjaded
    171 months ago

  • #2

    Hello jaded,

    es ging mir beim Abtippen von Textzeilen nur um den Prozess des Tippens und des Gewöhnens an das Formulieren. Das Gehirn benötigt einen kleinen Anlauf. So, als ob man einen Außenbordmotor eines kleinen Fischerbootes anwirft. Dann kann man hinausfahren und seine Netze auswerfen und reichlich Beute machen. Der Motor muss erstmal in Schwung kommen.

    Wenn Du nun vor deiner Leiter stehst und sie mit argwöhnischem Blick betrachtest, ob sie stabil genug ist, fest genug, dass Du auf ihr empor steigen kannst - dann mache Dir klar, dass diese Leiter genau so fest und robust ist, wie Du sie dir denkst. Teste sie - und wenn du feststellst, dass die erste oder zweite Sprosse durchbricht, dann freue dich, dass es nur geschriebene Worte waren und keine gesprochenen: Du kannst jederzeit das Geschriebene wieder löschen und neu anfangen. Mit der Zeit kommst du dann immer weiter und erreichst immer höhere Sprossen.

    Beim Sprechen hilft ein anderer Trick: der Mut zur Pause.
    Wenn man vor Zuhörern spricht, dann gönne man sich die eine oder andere Pause zum Nachdenken. Meistens eilt man dem Zuhörer mit seiner vorbereiteten Rede weit voraus, gönnt seinem Zuhörer kaum Pausen, um das Gesprochene nachvollziehen zu können in seinen Gedanken.
    Denn für den Zuhörer ist das Gesprochene, der Vortrag neu. Er erlebt Deinen Vortrag in einer anderen Geschwindigkeit. Was Dir als Redner langsam erscheint, erscheint dem Zuhörer rasend schnell.

    Beim Schreiben hilft es, einfach die erste Version munter drauflos zu schreiben - und dann den Text zu überarbeiten. Aber erst nach einer Weile: man lasse die erste Version ein wenig ruhen. Dann kommen einem von alleine in dieser Ruhephase neue Gedanken hinzu, und diese neuen Gedanken fügen sich dann - wie von selbst - später in die zweite Version deines Textes ein.

    Das geht heutzutage mit dem Computer wesentlich besser als mit den Schreibmaschinen, auf denen z.B. Simmel getippt hat. Nutzen wir diesen Vorteil und wagen es den Schreibfluss fließen zu lassen, ihn nicht zu unterbrechen durch Textkorrektur. Let it flow.

    LG
    Phil Humor

    phil-humorphil-humor
    171 months ago