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das schreiben sollte mich persönlich frei machen. so als würde man jemanden etwas erzählen ohne sich fragen zu müssen, kann ich das erzählen, darf ich das erzählen? oder: ist es erlaubt das zu erzählen? natürlich stellt man sich als schreibende immer in eine art schaufenster, aber gerade jetzt, jetzt zu dieser stunde, umgeben von so vielen dingen in meinem arbeitszimmer, da möchte ich im schreiben leben, da möchte ich nicht tiefgründige gedanken aufführen, aber auch keine beschreibungen liefern, die plastisch erscheinen: so klingen, als hätte ich sie selbst nicht durchdacht. ein guter schauspieler, ist ein schauspieler, dem man seine rolle abkauft. ein grosser erzähler, ist ein erzähler, der uns seine welt, sei sie erfunden oder nicht, glaubwürdig aufschlägt. ich bin mir selbst noch zu nahe beim schreiben. ich stehe selbst zu nahe bei meinen figuren, bei meinen gestalten und wunschgestalten. hier in meinem büro ist das fenster geschlossen, weil es schon etwas kühler geworden ist. ich bin schon etwas müde. mein bonsai- baum könnte wieder einmal regen vertragen. kreativ zu sein befreit mich und ich kann besser schlafen. ich liebe mein bett und ich liebe den menschen, der in diesem bett liegt und schläft. im schlaf sieht er viel jünger aus.

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...aber oft sitze ich noch lange im büro, so als könnte ich den tag nicht loslassen. es ist noch nicht mitternacht, noch ist es heute. ich las in einem anderen text über das verhältnis zwischen satan und jesus. satan ist ein wüstes wort. ich bevorzuge teufel. teufel ist auf der gleichen ebene wie jesus. ach herrjee....... himmel und hölle werden gegeneinander ausgespielt. macht mit macht bekämpft. schwur und glaube und unsichtbarkeit auf die gleiche waage gestellt.

Die Sache mit der Interpretation von Bulgakow der letzten Tage von Jesus. Pontius Pilatus leidet an Migräne. Ein Schmerz, der ihn lebensmüde macht. Ein Schmerz, der alles Irdische überschattet. Unerträglich. Jesus nimmt ihm den Kopfschmerz. Er vollbringt ein Wunder. Aber dieses Wunder, war kein Feuerwerk am Himmel, keine schwebende Nonne, keine erwiderte Sexualität, es war ein intimes Wunder. Etwas dermassen Intimes, dass es nur zwischen Pilatus und Jesus –Bulgakows Jesus bestand, etwas das vollbracht wurde und zur ‚ungläubigen Wahrheit’ wurde für Pilatus. Pilatus glaubte nicht und glaubte. Fürchte und freue sich jeder über diesen Augenblick im Leben. Mit einem lachenden Auge und einem tränenden Auge blicken wir zum Sonnenaufgang. Sonnenuntergang. Und alles, was dazwischen geschieht ist wichtig. Sei es, das Aufklatschen, das Draufklatschen, des Spiegeleis in die Teflonpfanne von der Migros oder das Aufkleben von Zahnpasta auf einen Mückenstich. ich glaube, dass diese Tätigkeiten den Übernamen GLÜCK tragen. Alle Abstrakta, womöglich Hunger auch, tragen den Übernamen LEBEN. Was ist Hass fragt mein Sohn. Hass. Was ist die Farbe Blau? Was ist Strom? Das Zeugs, das deine Tischlampe funktionieren lässt?

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