das schreiben sollte mich persönlich frei machen. so als würde man jemanden etwas erzählen ohne sich fragen zu müssen, kann ich das erzählen, darf ich das erzählen? oder: ist es erlaubt das zu erzählen? natürlich stellt man sich als schreibende immer in eine art schaufenster, aber gerade jetzt, jetzt zu dieser stunde, umgeben von so vielen dingen in meinem arbeitszimmer, da möchte ich im schreiben leben, da möchte ich nicht tiefgründige gedanken aufführen, aber auch keine beschreibungen liefern, die plastisch erscheinen: so klingen, als hätte ich sie selbst nicht durchdacht. ein guter schauspieler, ist ein schauspieler, dem man seine rolle abkauft. ein grosser erzähler, ist ein erzähler, der uns seine welt, sei sie erfunden oder nicht, glaubwürdig aufschlägt. ich bin mir selbst noch zu nahe beim schreiben. ich stehe selbst zu nahe bei meinen figuren, bei meinen gestalten und wunschgestalten. hier in meinem büro ist das fenster geschlossen, weil es schon etwas kühler geworden ist. ich bin schon etwas müde. mein bonsai- baum könnte wieder einmal regen vertragen. kreativ zu sein befreit mich und ich kann besser schlafen. ich liebe mein bett und ich liebe den menschen, der in diesem bett liegt und schläft. im schlaf sieht er viel jünger aus.
cocacola im glas heute. das wochenende alleine zuhause verbracht, allerdings mit besuch am freitag abend. ich, lehrerin, sitze mit einem jugendanwalt zusammen und wir 'füllen uns die lampe'. die gesprächsthemen sind so frei, wie ausfliegende vögel in den süden. schliesslich hören wir lotte lenya, kurt weill, bert brecht. die flasche aberlour wird leerer und leerer. ich kann meine augen nicht mehr offen halten, und höre ihm blind zu. unsere köpfe hängen schon ziemlich tief im sofa.
Wir hatten also einen kompleten Abend.
Am nächsten Tag schlief ich meinen Kater aus.
Es war ein sehr schöner Septembertag, aber ich bekam nichts davon mit. Ich stand auf und ass noch die Penne von gestern mit Tomatensauce vor dem Fernseher. Ich habe keine Ahnung mehr, was ich alles schaute, aber auf jeden Fall klebte ich vor der Glotze bis es dunkel wurde.
Erst dann, gegen Abend konnte ich mich wieder aufraffen und stand auf. Ich ging unter die Dusche. Ich schminkte mich, zog rotenroten Lippenstift auf, kleidete mich elegant und verliess das Haus.
Meine Katze Lulu folgte mir wie immer und wenn ich unten an der Kreuzung anlangte, dann miaute sie meistens ganz laut und es klang, als würde sie sich über mein Fortgehen beklagen. Normalerweise machte sie vor der Kreuzung halt, aber diesmal folgte sie mir auch über die Strasse. Ich nahm sie und trug sie wieder zurück, aber nein, sie folgte mir schon wieder.
So beschloss ich aus dem Bauch heraus Lulu mit zu nehmen. Ich nahm sie in die Arme und wir zwei durchspazierten die Altstadt, wobei wir viel Aufmerksamkeit bei den Passanten erregten.
Lulu und ich gingen zusammen ein Bier trinken. Sie bekam einen Teller Schinken und ich mein 'Astra'. Ich legte meinen hellgrünnen Filzwollmantel auf den Boden, worauf sie sich kuschelte und dort bliebt, bis wir das Lokal zusammen verliessen. Ich kam mir wie eine Hexe aus einem Märchenbuch vor!
Daumen hoch für die Hexe!
Oder runter?