Mit brennenden Eingeweiden würgt der Namenlose eine undefinierbare Mischung aus Seewasser, Sand und Halbverdautem hervor, den Kopf zur Seite gewandt.
Von Ekel erfüllt übergibt er sich, bis ihm die Kraft dazu fehlt und sich der Magen völlig entleert anfühlt, ein schmerzhaft zusammengekrümmtes Gefühl im Unterleib.
Nach einer gefühlten Ewigkeit endet diese Phase des Martyriums, angewidert dreht er sich auf die andere Seite, seine Augen fest geschlossen, konzentriert auf den pulsierenden Schmerz hinter seiner rechten Schläfe.
Irgendwann läßt dieser so weit nach, daß der Schiffbrüchige einen verschwommenen Blick wagt: Aus zusammengekniffenen Augen blickte er über einen weiten Strand. Das glitzernden Gold blendet ihn, er sich die in unregelmäßigen Abständen hervorragenden dunkle Felsen, um den Schmerz zu reduzieren.
Wie viel Zeit ist seit dem Schiffbruch vergangen?
Keine Ahnung. Er weiß es nicht, kann nicht einmal abschätzen, ob Stunden oder Tage zwischen dem damals und jetzt liegen. Die Sonne steht hoch am Himmel, langsam dreht er seinen Kopf, dann den ganzen Körper, um auf dem Rücken liegend die Bucht zu überblicken.
Nur für wenige Sekunden bringt er die Kraft auf den Kopf weit genug anzuheben.
Eine weite Bucht. Bis zum Horizont das Meer. Weicher, warmer Sand. Felsen. Bäume.
Wieder bleibt er liegen, ohne Zeitgefühl, verloren im Nichts.
Waren das wirklich Felsen auf dem Strand? Oder… Treibgut.
Sein Schiff!
Was ist mit meinem Schiff?
Plötzlich ergreift ihn Panik, als er sich der Konsequenzen seiner Situation bewußt wird.
Bis auf eine zerrissene Hose trägt er nichts am Leib. Hilflos, alleine liegt er an unbekannten Gestaden.
Wo ist sein Schiff? Wo sind seine Freunde, Kameraden, Gefährten?
Mit rasendem Herzschlag versucht er sich zu erinnern, aber ihre Gesichter sind nur verschwommene Phantom in einem dunklen und trüben Sturm. Noch beunruhigender als dieses fehlende Erinnerungsvermögen, der Schiffbrüchige weiß nicht einmal seinen eigenen Namen.
Wer bin ich?
Seine Hand, gerade noch in den warmen Sand gekrallt, wandert instinktiv zur Brust: Als sich die Finger um seine Halskette schließen, erfüllt ihn ein Gefühl der Geborgenheit.
Steht auf! Schau dich um! Überlebe!
Doch das Gefühl der Geborgenheit währte nicht allzu lange, als schon tiefe Verzweiflung sich wieder spürbar machte.Er hatte nichts. Keine Medikamente, kein Werkzeug, keinen Kompass... nichts, mit das ihm die neueste Technologie über die Jahre hinweg verwöhnt hatte. Nicht mal eine Waffe.
Was, wenn es hier wilde Tiere gab? Löwen? Wölfe? Bären?
Er wusste ja nicht mal genau, wo er überhaupt angekommen war.
Langsam ließ er seinen Blick auf das offenen Meer vor sich schweifen. Vielleicht würden die Wellen einen Teil der Schiffsladung an Land spülen. Wenn er Glück hatte, würde es sich um eine Kiste mit Proviant handeln. Natürlich konnte er auch versuchen Fische zu fangen, doch natürlich stellte sich dann die Frage nach dem Feuer machen. Er war nie ein Pfadfinder gewesen, kannte sich also kaum mit Spuren aus oder wie man ein Feuer aus zwei Holzstücken machte. Er war an Feuerzeuge und Streichhölzer gewöhnt. Er verfluchte sich dafür, keine Ahnung von Kräutern, Pilzen oder Beeren zu haben, denn das würde ihm jetzt sicher aus der Patsche helfen. Im Leben hatte er es sich immer einfach gemacht, war schnell zum Supermarkt gerannt und hatte sich eine Tiefkühlpizza oder Dosenravioli gekauft und nun...? Wo war der Supermarkt? Wo die Mikrowelle und wo die Ravioli? Er seufze und versuchte den Gedanken an seine auswegslose Situation zu verdrängen, in dem sein Blick sich im Meer verlor.
Er kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, als er meinte, etwas im Wasser auf ihn zu treiben zu sehen...
Flaschenpost! Nein, nur eine leere Sektpulle. Sie hatten aber auch gesoffen.
Schiffsladung mit Proviantkisten? Wohl kaum, in einer Zeit der Mikrowellentechnologie.
Außerdem weiß der erfahrene Seemann - der natürlich nichts für seinen Schiffbruch kann - dass es keine Möwen auf kleinen Inseln gibt.
Er geht also los und findet nach einem anstrengenden Marsch
eine MCDonald-Bude, in der er telefonieren darf. Zu Essen bekommt er nichts, da er kein Geld besitzt.