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Jack Jangerine-Joe spielte an dem Radio herum. Störend muckste es herum und verschluckte Teile eines Country Liedes.
»Verfluchte Drecksuppe. Habe ich denn überhaupt kein Empfang hier. Diese Scheiß verlassene Gegend, auf dieser Scheiß verlassenen Einöde von Scheißstraße«
Er fluchte laut, drehte dabei an dem Sendeknopf und schlug, mit der Hand auf die Anzeige des Radiogeräts.
»FUCK OFF«
Das er dabei auf die gegenüberliegende Seite der Straße fuhr, bemerkte er zwar, doch tat seelenruhig eine Handbewegung am Lenker und zog wieder auf seine Spur herüber. Außer ihm war niemand zu sehen.
Jack war seit etwa siebzehn Jahren Fernfahrer. Hatte den halben Kontinent entdeckt, manche Seelen wandern sehen, und hielt es nicht lange, an einem Ort aus.
Denn er hatte ein Ziel.
Seit etlichen Jahren, dieses eine Ziel.
Birdie finden und einen verruchten Ort, der Höllenküche genannt wurde.
Die Jahre und die Erlebnisse vergangener Taten hatten ihn altern lassen.
Falten standen auf seiner Stirn.
Braun, lederartig prasselten Pooreninseln auf seinem Gesicht.
Seine Mundwinkeln hatten sein Lächeln verlegt.

Der alte Countrysong hatte ihn zurück, in jene Zeit versetzt, die ihn an Birdie erinnerten. Gedankenversunken lenkte er seinen Vierzigtonner über den Asphalt. Dieser Birdie, dachte er und blickte stumm gerade aus sich heraus.
Wie hatte er mit ihm an direkter Front gekämpft. Irgendwelche Sesselpupser, die sich bereit erklärt hatten, für ihr Vaterland in den Dienst zu treten, aus gut getarnten Verstecken herausgerissen und aufs Übelste demaskiert und in die Welt befördert, die fern jeglicher, warmer Zivilisation lag.
»Verdammter Kerl. Ich bin Dir so nah. Ich kann es fühlen. Die Zeit...«
Seine Worte verstummten in einem lauten Summen und unumstößlichen Knattern, das aus den Boxen erklang, riss ihn aus den Gedanken heraus.
»Jetzt haut in dieser verfluchten Einöde, auch noch der Radiosender ab. In was für einer Öde von Sandigem, Felsgestein und trockenen, noch stehendem Brennholz für den Winter, fahr ich hier eigentlich. Und was für eine Ladung habe ich hinten drin?«
Jack fragte nie nach dem Inhalt seiner Fracht. Beförderte gegen Bares.
Hatte sich von seinem Entlassungsgeld aus der Armee einen Monstertruck gekauft und beförderte Frachtgut von seinem Ursprungsort zum Zielort.
Er stellte keine Fragen über das was er, im Trailer, an der Zugmaschine angekoppelt fuhr. Denn er war Jack.
Sein Drang über allen erhaben. Er verfolgte nur noch dieses Ziel.
Ihn zu finden. Birdie.
Er wusste, seine Suche hatte bald ein Ende. Und dieses mal kam Birdie nicht drum herum.
Denn Joe wusste noch etwas. Jenes Etwas, das Birdie nicht wusste.
Müdigkeit quoll in seine Augen. An dem nächsten Rastplatz, Motel oder dort, wo er seinen Mix aus Cola, Koffeeeintabletten und Redbull einnehmen konnte, wollte er Rast machen. Nur einen Moment. Denn, die verbleibenden, restlichen vier Stunden seiner fünfzehn Stunden Tour sah er dann mit anderen Augen. Und seine Augen wanderten zum Horizont.
Zu etwas heran, das aussah wie, ...

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Er versuchte etwas genauer zu erkennen, was sich in der Ferne abzeichnete, und konzentrierte sich auf diesen schwammigen Punkt. Seine Hände umklammerten fester das Lenkrad, als er sich nach Vorne herüber beugte.
“Was für ein Scheiß geht dahinten vor sich. Verdammte Dammniss über und über. Was ist…”
Jack stolperte in diesem Augenblick, als er seine Worte aussprechen wollte und verharrte. Sein Fuß wich vom Pedal und ließ den Truck
langsamer werden.
Er lockerte seine Hände und löste die Linke von dem Lenkrad.
“Das ist doch wohl… der Hammer schlecht hin… die hat…”
Seine Stirn faltete sich zu einem zornigen Etwas hervor. Fassungslos schüttelte er sein Haupt. Die zotteligen, langen Haare tanzten, mit seiner Kopfbewegung hin und her, schlugen zurück gegen seine Nackenpartie.
Jetzt preschte es aus ihn heraus.
“Dafür bezahle ich die Alte nicht” Die Windschutzscheibe hat einen Fliegendreck. Bah, wie unausstehlich ist denn diese Erkenntnis.
Was schwafel ich denn hier? Oh Warte mal Du alte Dreckssau, bald bin ich wieder in der Stadt. Dann rechnen wir ab. So wie damals, mit meinem alten Kollegen und Pokerface Birdie, als wir die Waschstraße von Eduard Devilspoort besuchten und er uns über den Tisch ziehen wollte."
Er schnaubte laut und strich sich, zur Beruhigung, mit Zeigefinger und Daumen über den schmalen Bartwuchs, der seine Mundwinkel entlang stand. Seit der Guerilla-Kämpfer ihm im Busch '69 mit einem Messer, sein Lächeln leicht verbreitert hatte.
Zum Glück heilte ein Teil, des Schnittes. Der Schnitt an der anderen Seite wollte nicht verheilen. Eine Narbe vollzog sich nun an seinem Mundwinkel herab bis zum Kinn.
Darum ließ er sich den schmalen Mundbart stehen.
Seine Finger berührten sanft den Bartwuchs.
Jack schweifte in Gedanken umher. Setzte seine Erinnerung aus und nahm ein Taschentuch aus der Verpackung, die an dem Ablagebrett lag.
Damit wischte er diesen Fleck weg. Und dachte dabei wieder an die
Putzdame, die an der Waschstraße seinen Truck von Innen reinigte.
“Da fehlt doch bestimmt was aus dem Truck. Die klaut doch sicher”
Laut sprach er die Worte aus und sah zur Stelle, an der, der Fleck vor wenigen Augenblicken dreckig an der Scheibe klebte.
Er zerknüddelte das Taschentuch und warf es aus dem schmalen Spalt der
Fahrerscheibe seitlich von ihm hindurch. Es wirbelte durch die Luft.
Im Spiegel verfolgte er es auf seiner kurzen Reise, bis es über den Trailer, aus dem Spiegelbild verschwand. Sein Augenmerk lag nun wieder auf der Straße, als durch den fast identischen Spalt, der Beifahrerscheibe dieses Taschentuch hereinflatterte. Mit einer leichten schwingenden Bewegung landete es sanft auf dem Beifahrerstuhl.
“Hää…”
Er betrachtete das Tuch, sah nicht zur Straße hinaus. Kratzte sich dabei am Kopf, glitt mit der Hand durch sein Haar, schob es leicht nach Vorne und roch daran.
“..die brauchen unbedingt mal wieder eine Wäsche mit Shampoo. Lange genug in irgendwelchen Wasserlöchern gehangen…
Im nächsten Motel raste ich, und mach mich frisch”
In diesem Augenblick schaute er zur Straße. Und erschrak.
“Was um Himmels Willen... , ist das für ein Idiot.”
Er erkannte eine Gestalt. Einen Indianer, von dem sein Kopf gerade vor der
Kühlerfront verschwand. Seinen Reaktionen nachkommend,trat er auf die Bremse und blieb nach etlichen Metern Reifenquitschend stehen.
Angespannt blickte er kreidebleich durch die Windschutzscheibe hinaus.
Schluckte schwer und trocken.
“Ich habe einen Indianer auf den Gewissen, dafür hängen die mich.
Nein, schlimmer,…
In diesem Staat grillen sie die Leute noch auf den Stuhl. Nein ist alles gut Jack, die hängen dich nicht. …die erschießen Dich, wie sie es 69 vorhatten in diesem verdammten Drecksdickicht von einem Scheißgestrüpp”
Der Motor vibrierte an dem Armaturenbrett. Mit einem zögerlichen, bewegen seiner Hand an der zwei Finger fehlten, griff er zur Türklinke, und drückte sie herunter.
“Jack, den hast Du vollends zu Brei gefahren”, sagte er in einem Tonfall, den ihm selbst zuwider wurde.
Das Aussteigen aus der Fahrerkabine kam ihn wie eine Ewigkeit vor.
Die Zeit schien stehen zu bleiben.
Nach einem weiteren Schritt, stand er auf der Straße und betrachtete
seine, dicke beachtliche Bremsspur. Das Reifenprofil hatte ordentlich Spuren auf dem, von der Mittagssonne aufgeheizten Asphalt hinterlassen.
Dann trat er einen Schritt vor den Truck.
Niemand zu sehen.
Nichtmal ein abgetrenntes Körperteil hing an dem vorderen,
monströsen Kühlergrill. Zumindest damit hatte er gerechnet.
Mit mulmigen Gefühl beugte er sich herab und lehnte sich stützend
auf seinem Knie. Ein Schmerz pulsierte unterhalb seiner
Kniescheibe.
“Verdammter Schmerz. Dieser Scheiß, ewige stechende Schmerz.
Irgendwann spritz ich mir pures Schmerzmittel, mitten rein
in die Knorpelschicht. Jetzt nicht. Nun erst mal nach diesem Indianer schauen, oder was davon übrig geblieben ist”
Er sprach gedämpft mit sich. Versuchte seine Nervösität herunter zu spielen.
Jack beugte sich unter der demolierten Stoßstange und schaute
unter dem Truck und dem Auflieger. Jedoch sah er niemanden.
Nicht einen Abdruck eines Zusammenpralls, ließ sich erkennen.
Die demolierte Stelle war etwas anderes.
Das war ein Überbleibsel aus Texas.
Mühselig wand er sich auf die Beine zurück und schritt auf den
Straßenrand herüber. Am angrenzenden, Geröll aus Sand und Stein,
hielt er Ausschau nach Irgendwas. Auch hier nichts.
Sollte es eine einzige Einbildung gewesen sein? Nein, noch war
er bei klarem Verstand. Auch wenn es ihm nun anders vor kam.
Es lag sicherlich an der Übermüdung seiner Sinne.
Die Jahre des langen, einsamen Verbindungsstraßenfahrens konnte
ein erklärbarer Grund für seine Annahme sein, einen Indianer gesehen zu haben.
“Jack, alles was Du brauchst, ist jetzt eins dieser Wachhaltecocktails.
Und später dann Schlaf. Ach was, Schlaf."
Er stieg zurück in den Truck, trat auf das Kupplungspedal und legte
Den dritten Gang ein. Warum den ersten nehmen, wenn sein Monstertruck auch im diesen losfährt. Jack kurbelte das Fenster tiefer, damit er
den frischen Fahrtwind mitbekommen konnte. Eine Erfrischung tat ihm gut.
Mit einem Blick im Seitenspiegel, an der Beifahrerseite rollte er los,
und trat auf die Bremse. Er traute seinen Augen nicht.
Auf einem Findling am Rand der Interstate, hinter ihm stand dieser …

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Was in den nächsten Sekunden, Minuten auch geschehen konnte, war er sich sicher. Dieses Abbild einer Indianergestalt verschwand, alsbald er seinen Blick aus dem Spiegel nehmen würde.
Seine Augenlider blintzelten, abermals. Dann bewegte er seine Hand zum Zündschlüssel, drehte ihn und schaltete den Motor ab.
Sein Augenmerk nicht vom Bild des Indianers abgewandt, wartete er.
"Ich will wissen, was Du machst. Nicht eher weiche ich, von dir ab"
Er sprach leise, jedoch mit fester, deutlicher Betonung.

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Seine Augen verharrten. Stille durchwanderte die Kabinenluft. Seine Luft, die er in jene, Tabackbefleckten Lungenwände inhalierte.
Seine Gedanken kreisten und er hoffte darauf, das dieser Indianer einen Schritt tat. Eine Bewegung vollzog und diesen Findling, auf dem er stand, verließ. jedoch passierte nichts.
Regungslos blieb er auf seiner Stelle stehen und hielt seine Augen, auf den Truck gerichtet.
In Jack erwachte das Gefühl, als durchwanderte der Blick des Indianers die
Tiefen seiner Seele. Dort hinein, das er verschlossen hielt.
Für Aussnstehende. Und es sollte auch in dern nächsten Momenten und Augenblicken seines Lebens so bleiben. Was hatten andere davon, die tiefsten Abgründe seines bisherigen Lebens und Stationen, die er durchwanderte, zu erfahren.
Jack blieb standfest. Seine Pupillen behielten diese Gestalt fest.
Mit seinen Fingern tasterte er sich zur Türklinke heran.
Es störte ihn gewltig, das er auf der falschen Seite saß. Ohnehin hatte er
durch die Schmerzen in seinem Knie, nicht die Möglichkeit, rasch um den
Truck herum zu gelangen.
In diesem Moment des Türöffnens bemerkte er, das Summen und Aufleuchten des schmalen Samsung, neben ihm auf der Ablage.
Steve Hucklebien meldete sich. Sein Auftraggeber. Er sah herunter.
Und wieder in den Spiegel.
Doch er war nicht fort. In unferänderter Position hielt er an dieser fest.
"Was für ein Scheiß läuft hier eigentlich?"
Er sprach die Worte laut und sah weiterhin zum Bild im Spiegel.
Mit beenden des Wortes, nahm er sein Handy empor, drückte die Annahmetaste, hielt es ans Ohr und ...
"Jack, verdammter Wicht. Warum stehst Du da, einsam in der Einöde herum? Die Zeit drängt. Die Fracht muss pünktlich ankommen"
"Steve. Das glaubst Du nicht, was hier gerade für eine Schei..."
"Ist mir sowas von Scheißegal. Termine einhalten, das hat oberste Präroität. Alles andere steht hinten an. Ich sehe Dich. Ich sehe jede deiner Handlung, die du machst. Setzt Dich in Bewegung. Sieh zu"
Dann brach die Verbindung ab.
Jemand anderes war in der Leitung. Sprach Worte, die er erst nicht verstehen konnte, dann aber an Deutlichkeit gewannen.

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