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Tante Käthe hatte Angst vor dem Kater.
"Er gehört zum Tod", sagte sie mir jedes Mal, wenn ich sie besuchte. "Ich kann es spüren, das schwöre ich."
Ich hatte jedes Mal gelacht, wenn ich es hörte. "Das bildest du dir bloß ein", neckte ich sie. "Ein Kater, der dem Tod gehört!"
Ich hatte erst aufgehört zu lachen, als Tante Käthe zwei Wochen später starb. Es war ganz plötzlich passiert, keiner hatte damit gerechnet- doch als ich vor ihrem Grab stand, sah ich den Kater, der langsam zum Ausgang des Friedhofs lief.
Ich starrte den Kater an. Hatte Tante Käthe recht gehabt?
Auf einmal tauchten vor meinem inneren Auge Szenen auf, aus ihren letzten Tagen: Oscar, wie er nicht mehr von ihrer Seite wich, wie er sich an sie schmiegte... und als wir sie fanden, hatte er neben ihr gehockt.

Es war natürlich total unsinnig, einem blöden Kater hinterherzulaufen, aber genau das tat ich; während die anderen sich langsam in Richtung Heimat machten, rannte ich dem Kater hinterher.
Quer durch die ganze Stadt, immer weiter- meine Lungen brannten, und mein Atem ging so keuchend, dass ich nichts anderes mehr hören konnte.
Dieser Kater hatte eindeutig etwas an sich, dachte ich, als er plötzlich vor einem Krankenhaus anhielt und sich langsam zu mir umdrehte.
"Was zum Teufel bist du eigentlich?", fragte ich und stützte mich auf meinen Beinen ab. "Bist du eine Art Teufel?"
Ich blinzelte, als der Kater mir einmal kurz zu zwinkerte... und dann sich vor meinen Augen in Luft auflöste.

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