In der Wohnung im Erdgeschoss hinten rechts war Sarah gerade aufgewacht. Ihr verschlafener Blick fiel auf Jens, der noch friedlich lächelnd schlummerte. Sein Ohr war fest ins Kopfkissen gepresst, es schien ihm wunderbare Geschichten ins Ohr zu flüstern. Womöglich träumte er gerade von ihrem romantischen Abend zuvor? Von der Frage aller Fragen, die er ihr gestern Abend gestellt hatte? Sie schloss noch einmal die Augen und hatte die Szene wieder im Gedächtnis: Er hatte sie mit einem köstlichen 3-Gänge-Abendessen überrascht, das er in den Stunden zuvor während ihrer Arbeit im Krankenhaus eifrig und etwas nervös vorbereitet hatte. Es kam nicht besonders oft vor, dass er für sie kochte.
Sie dachte an ihre Reaktion auf seine Frage. Habe ich die richtige Antwort gegeben? Gab es überhaupt eine richtige Antwort?
Ihr Herz brannte - wie immer, wenn sie an die andere Sache dachte. Ich habe ihm noch nichts davon erzählt. Soll ich damit warten, bis die Hochzeit vorbei ist, auch wenn es noch ein halbes Jahr dauert? Er hat eigentlich ein Recht darauf, es vorher zu erfahren. Aber wäre er nicht abgrundtief enttäuscht? Klar, das wäre er. Schließlich ging es um eine Entscheidung, die von immenser Bedeutung für ihr ganzes gemeinsames Leben sein würde.
Verschlafen und nachdenklich rieb sie sich die Augen. Er atmete etwas geräuschvoller auf –würde er nun aufwachen? Nein, er wechselte nur die Liegeposition und verfiel wieder in den gleichen, regelmäßigen Atemrhythmus wie zuvor. Gott sei Dank. So konnte sie ihren Gedanken noch ein wenig nachgehen.