Mobile Version Disable hint

>>Weißt du was, Freundchen, das hier ist nicht Werchojansk<< krächzte Istwan verächtlich. >>Hier müssen wir schon froh sein, wenn die Miliz uns einsammelt. In der Zelle ist es wenigstens warm. Es gibt keine Zukunft für Leute wie uns. Stillhalten und warten bis es vorbei ist, das ist das Beste. Was für einen Plan hast du, häh? Wohin willst du? Ohne Registrierung wird sowieso nichts draus. Jeder hätte gern mal Glück, mal eine ganze Flasche Wodka für sich allein, aber so ist das Leben eben nicht. Mach dir keinen Kopf. Trink lieber, solang noch was da ist.<< Nach dieser ungewöhnlich langen Rede ließ Istwan sich erschöpft zurücksinken und schloss versonnen die Augen.

Open

Erbost schnappte Alexey, Istwan die halbvolle Flasche mit dem klirrend, klaren Gesöff aus der schwieligen Hand und nahm selber einen scharfen Schluck. Kartoffelschnaps, schneidend und hart wie die sibirische Seele in ihm, durchflutete, seinen frierenden Knochensack und brandete an gierige Rezeptoren um ihm erneut zu einem fast manischen Schub zu verhelfen.
>> Aye alter Pyanitsa du bist zu besoffen, der Wodka legt sich schwer auf dein trübes Gemüt, für Maltschicks ohne Registrierung gibt es immer Arbeiten zu erledigen, was sollte man einem Existenzlosen schon anhaben wollen, häh?<< vom Wodka beflügelt und seinen Gedanken nachsinnend starrte er in das lodernde Feuer, welches ihm knisternd Geschichten aus der Ferne zuflüsterte.

Open

Istwan, der in Wirklichkeit ein hundsgemeiner sibirischer Ivan war, sich aber weltmännisch den ausländischen Namen Istwan gegeben hatte, riss wie elektrisiert die Augen auf und schnaubte >>Existenzlos? Existenzlos? Was schwafelst du da daher? Existenzlos ist nur unser kleiner Roma, den‘s im Winter erwischt hat. Existenz, mein feiner Herr, ist das Einzige, was uns noch bleibt. Und zwar die nackte!<< Er zog geräuschvoll den Rotz hoch und blickte glasigen Auges in die unbekannte, trübe Landschaft seines Herzens. >>Heulst du etwa?<< riss ihn Alekseys Stimme aus seiner Lebenstrauer. >>Ja, gut so! Gib deiner Seele nur ein wenig Auslauf. Und morgen gehen wir zu Ljuba. Die kennt da wen, der hat eine Schwester, von der der Mann einen Bekannten hat, der immer ein paar kräftige Hände sucht. Wirst schon sehen. Scheiß auf die Registrierung.<<

Open

>> Und wer seid ihr ?<< spie es saftig aus dem russischen Bärenkiefer.
Ljubas roter Schädel mit der wurmstichigen Knollnase hüpfte phlegmatisch hin und her. Sie brauchte den Job nicht.
Alexey zog musternd eine buschige Augenbraue hoch , während Istwan anscheinend versuchte vollends im hochgeschlagenen Kragen seiner zerschlissenen Jacke zu verschwinden. Alexey kannte dieses Zittern. Das war nicht die klirrende Kälte es war der dumpfe Kater, welcher übel im Magen schlummerte und ätzend im Kopf hämmerte.
>> Na wer wohl, wir sind die Yakboys.<<
>> Die was ? << spie der feiste Kerl mit rotzigem Gesicht zurück.
Alexei mochte einige Dinge an dem Bären nicht. Erstens: Er konnte nicht sprechen ohne klebrige Spucke auf Alexeys Jacke zu verteilen und Zweitens er mochte ihn einfach nicht.
Aber was für eine Wahl hatten sie schon. Mit einem ausgefuchsten Lächeln auf den bläulich blassen Lippen antwortete er.
>> Na Yakboys eben, die Cowboys des Osten!<<
Lubja, welche sie an den Mann vermittelt hatte, prustete ungewollt lauhals heraus, Istwan, alte Tundranatur blickte nur glassig in die Leere, die Gedanken ganz bei einem warmen Feuer für die Hände und einem noch wärmeren Schluck für die restlichen Glieder.
Eine Sekunde starrte der Bär ihn fassungslos an, dann zauberte es ein ungläubiges Lächeln auf seinen breiten Mund. >> Malchicks Molodoi, wilde Kerle he, Na gut, mal sehen ob in euch mehr steckt als nur dumme Sprüche.<<

Open

Schraubenzieher und Hammerkopf hatten ihren ersten Job gewissenhaft hinter sich gebracht. Kisten schleppen, Kisten stappeln und keine Fragen stellen.

>> Ey Alexei?<< flüsterte Istwan mit grollendem Unterton in der Stimme.
>> Hast du die Kerle mit den kahlrasierten Birnen und den verspiegelten Sonnenbrillen gesehen. Moi Brüderchen die sind mir nicht koscher .<< Durch und durch die Gedanken hinter einer phlegmatischen Maske verbergend lud Alexey seine letzte Holzkiste auf einen LKW. Die tättowierte Mutter Gottes auf seiner nackten Brust sah selig zu Istwan hinauf. Alexeys nackter Oberkörper dampfte in der schweinischen Kälte.
>> Brüderchen hör her, ich glaube, dass ist nicht unser Problem, wir brauchen den Rubel, eh, als pack an und stell das denken ab.<<
Istwan musterte ihn kurz mit einem etwas stupiden Blick und nahm wortlos die Arbeit wieder auf.

Open