Streit

Rainer hatte genug. Seit fünf Minuten stand er nun schon vor dem Büro seines Mitarbeiters und wartete darauf, dass man ihn einließ.
Dabei hatte er gar keine Lust auf das Gespräch, er wollte nur nach Hause. Schlicht und einfach nach Hause.
Rainer warf einen Blick auf die Uhr und seufzte. Er hatte seiner Frau versprochen, heute früher nach Hause zu kommen, und nun das. Wenn sein Chef noch länger brauchen würde, würde er noch zu spät kommen.
Ungeduldig blickte er auf die milchweiße Glasscheibe, die es ihm unmöglich machte, in dem Ulrich saß.
Normalerweise mochte er ihn, sogar sehr. Aber nicht heute. Heute wollte er nach Hause zu seiner Frau, am besten jetzt. Jetzt!
Ein Quietschen ertönte, und Ulrichs Kopf erschien. "Da bist du ja", sagte er erfreut, als er Rainer erblickte. "Wir haben noch ein wichtiges Gespräch mit dem Chef, jetzt gleich. Du hast doch noch Zeit, oder?"

"Bringt es etwas, wenn ich Nein sage?" entgegnete Rainer und sah seinen Abend zu Hause flüchten.
"Nein. Tut es nicht."
Der Abend verschwand hinter dem Horizont aus der Reichweite von Rainers Vorstellungskraft.
Mit einem "Wa ja klar." betrat er Ulrichs Büro. Der gleiche Typ unpersönlich eingericheter Raum, wie sein eigenenes Büro und wie jedes der Büros, die die Etage und das Gebäude durchseuchten.
"Setz dich." wies ihm Ulrich einen Stuhl zu. Er selbst nahm auf dem Sitz hinter seinem Schreibtisch Platz.
"Bitte - mach es wenigstens kurz. Ich möchte nach Hause."
"Okay. Soll ich das dem Chef so sagen?"
Schweigen.
Schweigen.
Schweigen...
"Das dachte ich mir." In Ulrichs Stimme schwang ein triumphierender Unterton mit, wegen dem Rainer schon gerne über die Tischplatte gesprungen wäre und seine Hände um die Kehle des Mannes gelegt hätte.
Doch dies hätte ihn seiner Frau nur kurzfristig näher gebracht.
"Wir haben uns doch die Power-Point-Präsentation angesehen und beide für gut befunden. Warum kannst..." begann Rainer.
"Ja, aber jetzt gefällt sie mir nicht mehr." fiel ihm Ulrich ins Wort.
"Bitte?"
"Ja. Ich hab sie mir nochmal alleine angesehen und sie enthält eklatante Mängel."
"Welche da wären?"
"Ich hab sie alle markiert und auf diesen USB-Stick geschoben." Zur Unterstützung seiner Erklärung hielt Ulrich einen Datenspeicher hoch, in der Form eines Cheeseburgers. Gekauft bei in der Filiale eines Fast-Food-Franchieses.
"Und das fällt dir erst jetzt ein?" fragte Rainer entgeistert.
"Mach es einfach."
Rainer riss dem Mann den Stick aus der Hand, warf beim Aufstehen fast den Stuhl um und stürmte zur Türe. Bevor er das Büro verließ, drehte er sich aber noch einmal um. "Weißt du was, Ulrich?"
"Nein. Und es interessiert mich auch nicht. Mach bitte die Türe, wenn du gehst."

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Ulrich zwingt Rainer, eine Power-Point-Präsentation zu überarbeiten

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