Der Biss
„Also einfach raus rennen und den Arsch hinhalten?“, fragte Timmi nervös. Als die anderen begonnen hatte, irgendetwas von Mutproben zu faseln, war ihm sofort klar gewesen, dass es wieder ihn treffen würde, den Jüngsten. Denen würde er schon zeigen, wo der Hammer hängt. Marie hatte als einzige noch Zweifel. „Ach kommt schon, lasst ihn doch in Ruhe. Und wenn irgend so ein Idiot gleich die Polizei ruft?“ - „Halt die Schnauze“, herrschte Max sie an. Das fehlte noch, sich vor den anderen von dieser Tussi ansteigen lassen. „Er kann ja vorher nach dem Weg fragen, wenn ihm das lieber ist“, versuchte Felix zu vermitteln. Ihm war die ganze Sache etwas unbehaglich. Außerdem wurde er das Gefühl nicht los, dass sich da zwischen Marie und Max etwas abspielte, was er nicht ganz verstand. Er hasste diesen Gedanken und das damit verbundene unbestimmte Gefühl, Marie vor irgendetwas beschützen zu müssen. Nicht dass er irgendeine Chance gegen Max gehabt hätte, selbst wenn er es jemals gewagt hätte, ihn offen herauszufordern.
„Hauptsache du machst es schnell“, wandte Max sich an Timmi. „Nicht lang rumfackeln. Nimm den Ersten, der dir über den Weg läuft und halt ihm deinen Arsch in die Fresse. Und zwar mindestens fünf Sekunden lang“, fügte er zur Sicherheit hinzu. “Das sind die Regeln. Was du sonst noch machst ist mir scheißegal.“ - „Aber wenn das so eine Mutti mit einem Baby ist, dann kann ich nicht“, flüsterte Timmi verängstigt. „Scheiß auf deine Mutti, dann nimmst du halt den ersten Mann.“ – „Aber wenn das einer ist, der mich kennt, dann mach ich’s nicht.“ – „Wenn’s einer ist, der dich kennt, dann musst du eben gleich den Arsch hinhalten. Den wird er schon nicht kennen. Los jetzt!“
Mit diesen Worten schubste Max ihn aus dem schmalen Gang vor der Toilette hinaus in den breiten Hauptgang des Einkaufszentrums. Timmi war nicht wohl bei der Sache, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Sich dem Spott der anderen preiszugeben und als Feigling und Loser dastehen? Das käme einem Todesurteil gleich. Starr vor Anspannung warf er einen raschen Blick nach links und rechts. Er hörte die anderen keine zwei Meter hinter sich kichern und flüstern. Da, von links kam ein älterer Mann den Gang entlang. Er schlurfte gebückt dahin und kam nur langsam weiter. Als er endlich näher kam, nahm Timmi seinen ganzen Mut zusammen und trat einen Schritt nach vorne.
„Entschuldigen Sie, können Sie mir bitte den Weg zeigen?“, fragte er mit zitternder Stimme. Der Mann blieb stehen und musterte ihn misstrauisch. „Was willst du?“, fragte er. „Ich suche, äh, ich meine können Sie mir die U-Bahn zeigen?“, stammelte er. Der Mann zog die Augenbrauen hoch. Timmi wurde bewusst, wie seltsam diese Frage klingen musste, mitten im Einkaufszentrum. Er hätte besser nach dem Ausgang fragen sollen. Um zu retten was zu retten war, sagte er hastig: „Auf der Karte meine ich.“ Der alte Mann schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. Timmi hörte zischende Geräusche hinter sich. Scheiße. Er riss sich die Hose mitsamt der Unterhose bis zu den Knöcheln hinunter, drehte sich um, und streckte dem Alten sein nacktes Gesäß ins Gesicht. Dabei flüsterte er, hochrot im Gesicht: „‘Tschuldigung. Sie haben die Arschkarte gezogen.“
Ihm tat das Kreuz weh. Der Bengel hatte ihn doch tatsächlich auf den Boden geschmissen und seinen nackten Hintern ins Gesicht gedrückt. Der Bursche war eindeutig verrückt. Eines war dem Alten jedoch sofort bewusst: Mit diesem Bekloppten musste er vorsichtig umgehen.
"Junge, lass den Scheiß", rief er entsprechend behutsam zwischen die Pobacken.
Schlagartig hörten das Lachen und die anzüglichen Bemerkungen auf. Was als gut gemeinte Bitte in den Po hinein artikuliert wurde, kam bei den umstehenden Gaffern als das Geräusch eines knackigen Furzes an.
Der Alte schnappte nach Luft, Timm stieß den Atem aus.
"Na warte ..." drohte Timm, als der Alte zubiss.
"Und plötzlich war alles voller Blut", erklärte die Zeugin dem pausbäckigen Polizisten, der den gesamten Vorgang haarklein aufschrieb, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken.
"Und dann hat er ihm..., hat ihm...", Pausbacke konnte nicht mehr. Die Tränen rannen ihm die Wangen herunter, seine Ohren wurden knallrot und dann lachte er; lachte, wie man es im Polizeipräsidium noch nie gehört hatte.
"Du verarscht mich doch", mutmaßte Niko am Abend, als seine Frau, Sekretärin im Polizeipräsidium, ihm die Geschichte erzählte.
"Nein Niko, glaub es mir. Die haben den Kollegen in die Klapsmühle gebracht. Der ist völlig durchgedreht."
"Armer Kerl. Aber jetzt sag: Hat er ihm tatsächlich die Eier oder sein Teil abgebissen?"
"Die Eier abgeb... Sein Teil ab...? Bist du verrückt?" Sie war entsetzt und verblüfft zugleich.
"Ja was denn!" rief er erstaunt. "Er hat doch geblutet wie ein Schwein, hast du gesagt."
"Ja, aber er ist ein alter Mann und kein Perverser."
"Mach mich nicht wahnsinnig. Zugebissen hat er doch?"
"Hat er."
"Wohin?"
"In den Hintern des Jungen."
"Und davon hat er stark geblutet? Was hat der Alte für tolle Zähne?"
"Soviel ich weiß, ein ganz normales Gebiss mit echten Zähnen. Und mit denen hat er die Hämorriden des Jungen aufgerissen."
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Summary
Timmi wird von seiner Clique dazu verdonnert, seinen Mann bei einer Mutprobe zu stehen. Die Aktion hat für ihn fürchterliche Konsequenzen.
Properties
gaga 1, vicious 1